Es ist alles so komisch hier..so kenne ich das gar nicht. Bei Oma und Opa ist das alles so anders. Es ist so still. Niemand redet. Mir ist kalt und ich fühle mich nicht gut. Soll ich etwas sagen? Ich glaube Mama und Papa geht es nicht gut. Ich denke, ich sollte etwas sagen…
Vielleicht lasse ich es doch lieber sein. Was soll ich eigentlich mit den ganzen Büchern machen? Muss ich die alle lesen? Ich würde viel lieber mit Autos spielen..anstatt dieses doofe Buch zu lesen. Dann sind das auch noch so viele. Ich möchte nur noch hier weg. Ich frage mich, wie Mama und Papa diese Stille aushalten. Wenn keine Stille herrscht, dann reden sie über Sachen, die ich eh nicht verstehe..ich glaube, dass meine neue Oma und mein neuer Opa mich nicht lieb haben. Ich möchte zu meiner richtigen Oma. Ich will nur noch hier weg. Ich fühle mich hier so unwohl. Ich hoffe, dass wir hier nie wieder her müssen. Das wünsche ich mir..ich hoffe, dass Mama das auch so sieht..sie haben mich doch eh nicht lieb, also was soll ich dann hier? Ich werde einfach warten, bis das endlich vorbei ist..und wir gehen können..Nie wieder will ich hier her kommen..ich hoffe, dass es Mama und Papa auch so geht. Ich weiß, dass sie es vor allem aus Liebe zu mir machen. Aber ich möchte das nicht. Das sind nicht meine Großeltern.
Simons Vater schreibt einen kurzen Brief an seine Eltern. Überlegt, was ihr als die Eltern von Simons Vater antworten würdet. Wie würdet ihr reagieren?
Ich habe lange überlegt, was und ob ich euch schreiben soll. Aber ich habe mich nun endlich dazu entschieden, es doch zu tun. Ich möchte gar nicht solange drum rum reden, denn ihr kennt meine Beweggründe, wieso ich gegangen bin. Ihr habt mich im Stich gelassen. Aber viel wichtiger ist, dass ihr euren einzigen Enkel nicht einmal kennt. Wisst ihr überhaupt was das alles für Simon bedeutet? Er sieht, wie andere Kinder von ihren beiden Großeltern abgeholt werden. Er hört, dass beide Elternteile Eltern haben und kennt euch bis jetzt nicht einmal. Ich bin für mich und meine Familie damals geflohen. Wisst ihr eigentlich was ich in der gesamten Zeit durchmachen musste? Habt ihr mich jemals gefragt, wie es mir dabei ging? Habt ihr je auf meine Gefühle und Wünsche Rücksicht genommen? Aber ich bin mir gerade egal, denn mir gegenüber habt ihr genug gezeigt..
Aber was ist mit Simon? Findet ihr nicht, dass er es verdient hat von beiden Großeltern lieb gehabt zu werden? Möchtet ihr ihn denn gar nicht kennenlernen? Seid ihr nicht auch traurig, wenn ihr andere Enkel seht..? Denkt ihr nicht einmal an uns? Das sind Fragen, die mir im Kopf herum schwirren. Aber leider bekomme ich darauf keine Antwort. Es tut mir einfach im Herzen weh mit anzusehen, wie sehr mein eigener Sohn darunter leidet. Aber ich werde nicht so sein, wie ihr. Ich werde meinen Sohn in Allem unterstützen, wo ich nur kann. Ich werde ihm zuhören und ihm helfen. Ich werde ihn lieben und egal wohin sein weg ihn auch treibt, werde ich an seiner Seite stehen. Das verspreche ich euch.
Ich bitte euch aus diesem Grund inständig, über meine Worte nachzudenken. Wenn ihr es nicht mir zu Liebe tun könnt, dann tut es für euren einzigen Enkel. Denn das hat er nicht verdient. Ich würde mich für Simon über eine Nachricht von euch freuen.
Aufgabe: Simon wird als einziger nicht von seinen Großeltern abgeholt. Er spielt mit einem Kind im Sandkasten, welches ihm erzählt, dass er von seiner Oma abgeholt wird. Simon ist sehr traurig..
Wie könnte der Dialog enden? Kreiert ein Ende, welches passend wäre.
Maik (der fremde Junge im Sandkasten): Holt dich heute wieder deine Mama vom Kindergarten ab?(abgleitet vom Buch)
Simon: Ja?(abgeleitet vom Buch)
Maik: Mich holt heute nämlich meine Oma ab! (abgeleitet vom Buch)
(Ab jetzt eigener Beitrag):
Simon: Wirst du oft von deiner Oma abgeholt?
Maik: Ja sehr oft! Sie wohnen 5 min von uns entfernt und wir sehen uns jeden Tag
Simon: Ich verstehe das nicht..
Maik: Was verstehst du nicht..? Ist alles in Ordnung..? Habe ich etwas falsches gesagt?
Simon: Nein..es hat nichts mit dir zu tun..Ich vermisse nur meine Oma..ich werde nie von meiner Oma abgeholt. Ich wünschte es wäre anders. Meine Oma sehe ich sehr selten..und das auch nur alleine..
Maik: Wo wohnt denn deine Oma?
Simon: Ich weiß es leider nicht..ich verstehe es auch nicht..ich weiß nur, dass ich der einzige bin, der zu meiner Oma darf..meine Mama bringt mich immer zum Bahnhof und geht dann wieder..Sie fehlt mir so sehr..
Maik: Zum Bahnhof?
Also bei mir ist das anders. Meine beiden Großeltern holen mich immer abwechselnd ab. Ich sehe beide sehr sehr oft. Jedes Fest verbringen wir als Familie zusammen..
„Drüben!“ ist ein Comic, geschrieben von Simon Schwartz und ist 2009 im Avant-verlag erschienen. Die Handlung wird vom Autor selbst erzählt. Sie beruht auf einer wahren Begebenheit und spielt in der damaligen DDR Zeit. Sie erzählt die Geschichte seiner Eltern, sowie die Erfahrungen und Erlebnisse, die Simon Schwartz in der DDR mit seinen Eltern miterleben musste. Der Comic beginnt mit einem Einblick in das Leben, welches Simon mit seinen Eltern nach der Flucht der DDR geführt hatte und wie schwer der Anfang in West-Berlin für die kleine Familie war. Simons Vater stammte aus einer Musterfamilie, die auch Mitglied der SED war. Die Eltern seines Vaters waren überzeugte Anhänger der DDR. Seine Mutter hingegen wuchs unter anderen Bedingungen auf. Ihre Familie waren keine Gegner der DDR, aber sie hatten dort Familie und Freunde, die dort gelebt hatten. Auch wenn beide Pädagogik für Mathematik und Kunst studierten, führten sie Lebensstile, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Sein Vater hat es in seiner gesamten Laufbahn sehr schwer, da er schon im Jugendalter in der FDJ aktiv war. Hingegen seine Mutter mit ihren Freundinnen, den nötigen Freiraum hatte, der ihr gut tat. Die Eltern lernten sich auf einer Studentenfeier kennen und konnten diese Zeit noch unbeschwert genießen. Simon merkt als Kind die Unterschiede zum Leben in West-Berlin nicht. Er hat jedoch nur zu den Eltern von seiner Mutter Kontakt. Das unterschiedliche Leben beider Eltern macht sich bemerkbar. Welche Schwierigkeiten die kleine Familie durch diese schwere Zeit bekommt, wie sie es schaffen auszureisen und was aus den anderen Großeltern von Simon wird, möchte ich nicht verraten. Das Buch wechselt ab und an zwischen der Perspektive der Eltern und der Perspektive von Simon. Was ich sehr besonders finde ist, dass das Buch mit einer Information beginnt, die in den meisten Büchern erst am Schluss vorkommt. Sie geht direkt auf das neue Leben in West-Berlin ein, sodass man sich direkt am Anfang über den Weg, wie sie dies geschafft haben, Gedanken macht. Dies macht es schon am Anfang sehr spannend. Das Buch bezieht sich die meiste Zeit auf den Rückblick der Eltern und erzählt ihre Geschichte. Das Besondere jedoch, wie ich finde, sind die eigenen Erfahrungen, die Simon Schwartz immer wieder hervorruft. So kann man sich in seine Lage sehr gut hineinversetzen und kann die emotionale Lage der kleinen Familie besser verstehen. Das Buch wird mit grautönigen Bildern verstärkt. Die Mimik der Figuren reichen vollkommen für das Verständnis aus und brauchen aus diesem Grund beinahe keinen Text, da sie so lebhaft sind. Gerade auch die beiliegenden Texte, sowie Sprechblasen besitzen genau die Informationen, die nötig sind. Man hat beim Lesen nie das Gefühl, dass diese Information überflüssig ist. Dies finde ich sehr wichtig, da ein Buch sehr schnell langweilig werden kann. Jedoch ist dies bei dem Comic „Drüben!“ nicht so. Besonders gut gelungen finde ich, dass man das Buch auf weitere Individuen projizieren kann, da es sicherlich einigen so ging, wie Simon ́s Familie. Der Comic greift das System der damaligen DDR nicht an. Gerade das finde ich sehr bewundernswert, da er als Betroffener ein gewisses Bild des Systems hat und trotz allem versucht objektiv zu bleiben. Er gibt dem Leser die Möglichkeit, sich selbst seine Meinung zu bilden, auch wenn er seine eigenen Erfahrungen in das Buch einbezieht. Ich finde es schön, dass Simon seine eigenen Erfahrungen mit eingebracht hat, denn nur so können Menschen, die sich in der gleichen Situation befanden wie er, sich damit identifizieren und einige Schicksalsschläge durch das Lesen möglicherweise besser verarbeiten. Das Buch ist besonders gut gestaltet und für jedes Kind gut nachvollziehbar. Es ist wie ich finde, sehr schwer Comic ́s zu gestalten, da es ein Zusammenspiel von Bild und Text ist. Jedoch finde ich, dass Simon Schwartz genau das perfekt umgesetzt hat. Insgesamt kann ich sagen, dass es mir als Leser sehr viel Spaß gemacht hat das Buch zu lesen ich es immer weiter empfehlen würde, wo ich nur könnte. Also meine Lieben, ich hoffe, dass meine Rezension euch einen kleinen Einblick in den Comic „Drüben!“ verschafft hat und ihr viel Spaß beim Lesen habt.
Aufgabe: Versetz dich in die Lage von Simons Mutter als sie Simon in den Ferien zu ihren Eltern schickt und an der Grenze der DDR steht. Was denkt sich die Mutter in diesem Moment? Wie fühlt sie sich? Schreibe hierzu den inneren Monolog zu Ende. Viel Spaß! Eure Lorin
Was mache ich nur hier? Was ist wenn etwas schief läuft bis er wieder kommt? Aber wie soll er sonst wenigstens seine einzigen Großeltern kennen lernen und lieben lernen, die zu ihm Kontakt haben möchten? Ach.. ich weiß nicht weiter.. Soll ich ihn doch lieber mit zurücknehmen? Nein diese Chance nimmst du ihm nicht weg.. er hat eh niemanden.. wenn doch nur die Großeltern seines Vaters dabei wären, dann wäre alles einfacher und wir hätten Schutz von beiden Seiten.. ach armer Simon.. es tut mir so weh in welchen Zeiten du erwachsen werden musst..
• Jurybegründung vom Arbeitskreis Jugendliteratur (Lorin) Die Jurybegründung gibt zunächst an worum es in dem Buch geht. Sie lobt die detaillierte Komposition aus den Realitätsausschnitten von der Kindheit von Schwartz und den knappen Dialogen. Außerdem fließt in die Begründung die Gegenüberstellung der biographischen Kontexte der Eltern ein. Zum einen die positiven Ereignisse mit dem entstehen der DDR als auch die negativen mit der kritischen Sicht auf das neue System. Die Jury lobt die Lebhaftigkeit sowie die spannungsreichen Momente. Laut der Jury ist es interessant wie differenziert die einzelnen Meinungen und Denkprozesse der DDR Bürger den Jugendlichen nahegebracht werden. In der Jurybegründung geht es also hauptsächlich um den Bezug zu der DDR.
• Rezension von der Zeit Online – Frank Magdans, 7.November 2009 (Ecem) Die Rezension beginnt mit der Information, dass Simon Schwartz selbst Sohn eines Ehepaars ist, das das System der DDR nicht mehr aushielt und in den Westen floh. Es folgt ein Kommentar darüber, dass es offensichtlich sei, dass ca. 20 Jahre nach dem Mauerfall Geschichten über das Leben in der damaligen Zeit folgen würden.
Dass Schwartz in seinem Comic die Gründe für die damalige Flucht seiner Eltern beschreibt, ist in der Rezension von großer Bedeutung.
Nach einer knappen Inhaltsanalyse trifft Magdans Aussagen darüber, dass das Comic nicht das System der DDR verurteilt, sondern das Innenleben der Figuren offenlegt. Neben einigen Bewertungen der Illustrationen, welche auch in Verbindung mit der Darstellung der DDR gebracht werden, handelt die Rezension überwiegend von dem Bezug des Buches zur DDR. Auch sagt Magdans, dass das Comic nicht als moralischer Zeigefinger fungiert, sondern einen persönlichen Rückblick zu den Gründen der Flucht seiner Eltern darstellt.
• Jurybegründung von deutscher Jugendliteraturpreis (Tuana): Der Jurybegründung kann in vollem Umfang zugestimmt werden. Sie beginnt zunächst mit einer kleinen allgemeinen Einleitung über die generelle Situation der damaligen Zeit und wie sich die meisten Menschen fühlten. Die Jury gibt positive Resonanz über die Darstellung der Realitätsausschnitte, die Schwarz als eigene Kindheitsgeschichte in kurzen Dialogen wiedergibt. Dieser kann nur zugestimmt werden, da wie ich finde, diese dem Leser damit einen besseren Einblick geboten wird. Im Buch werden sowohl die Wünsche und Träume der Menschen, als auch die Schwierigkeit diese zu erfüllen in den Vordergrund gestellt. Auch hier geht die Jury explizit darauf ein und lobt die Gegenüberstellung beider Parteien. Jedoch finde ich, dass die Schwierigkeiten, beziehungsweise die Hürden, die sie erleben müssen deutlich mehr in den Vordergrund gestellt werden, als die Wünsche, die ihnen auf Grund der damaligen Situation nicht möglich waren zu erfüllen. Diese werden besonders in diesen Passagen deutlich:
„Er hatte eigentlich freie Kunst studieren wollen, war aber aufgrund eines Lehrermangels in der DDR dazu überredet worden, Mathematik- und Kunstlehrer zu werden“
„Sieh mal, da ist doch auch etwas Malen mit dabei und danach kannst du immer noch Kunst studieren“ – „Allerdings sagte man ihm damals keiner, dass man in der DDR kaum zweimal studieren durfte.“ ( S. 40 )
„Wir möchten aber nach West-Berlin ausreisen“ – „Was glauben Sie eigentlich, wer sie sind?! West-Berlin ist eine selbstständige politische Einheit! Das geht gar nicht!“ ( S.97- 99 )
Die Jury lobt die objektive Darstellung der lebhaften schwarzweiss Bilder und hebt besonders die Spannung, die dadurch aufkommt in den Vordergrund. Dieser kann ich nur zustimmen, da auch mich beim lesen dieses Buches die Bilder sehr angesprochen haben und mich dabei unterstützt haben, sich die Situation bildlich vorstellen zu können. Diese werden auf allen Seiten des Buches sichtbar. ( S. 7- 108)
• Rezension (Tuana): Der Rezension kann im großen und Ganzen zugestimmt werden. Wie auch in der Rezension schon beschrieben, handelt das Buch über Simon Schwarz, der seine eigene Kindheit und selbst als Sohn eines Ehepaars, welches aus der DDR geflohen ist, beschreibt. Nach einer kurzen Inhaltsangabe wird schnell klar, dass die Familie von Simon Schwarz einiges auf sich nehmen musste, um endlich glücklich zu werden. In der Rezension wird erwähnt, dass der Vater den Entschluss gefasst hätte, in den Westen auszureisen, man jedoch nicht weiterlesen brauch, da man weiß, was passiert. Dem kann ich nur zustimmen. Gerade in der Mitte des Buches lässt sich sehen, dass der Vater es ziemlich schwer hat. Er wird innerhalb seiner Zeit ständig mit der damaligen Situation konfrontiert und gilt als Verräter, weil er sein Land verlassen möchte. Er muss sich mit Anschuldigungen rumschlagen, die gar nicht so stimmen. Auch mit seiner eigenen Familie hat er es nicht leicht, da diese den wahren Grund nicht sehen möchten. Dies weist besonders diese Szenen auf:
„Eine Verbindung der beiden Welten, in denen er lebte, schien unmöglich.“ – Versteht ihr, warum man Wolf Biermann ausgebürgert hat? Er hat doch nur konstruktive Kritik an unserem Land geübt.“ – „Ach, wo hast du denn so was her? Iss lieber auf. Dein Essen wird sonst kalt“ ( S. 48-49 )
„Nun, das war letzten Freitag richtig? Da war ich wie immer zuhause und habe mich um meinen Sohn gekümmert.“ ( S. 90- 91 )
Die Rezension bezieht sich hauptsächlich um die Gründe, wieso der Vater sein eigenes Land verlassen hat. In der Rezension wird gesagt, dass die persönlichen Schicksalsschläge von Simon Schwarz auf weitere Menschen, die in der DDR gelebt haben zutreffen. Dem kann ich nur beipflichten, gerade auch für die Menschen, die die gleiche Situation miterleben mussten, sich in dem Buch sicher wiederfinden. Auch wenn sie nicht die gleichen Hürden überwinden mussten, so hatten die meisten Menschen es nicht leicht zu dieser Zeit. Magdans beschreibt in seiner Rezension, dass der Comic von Simon Schwarz nicht nur als typisches Merkmal der DDR fungiert, sondern auch als Individuelle Vergleichsoption dient. Dem kann man im vollem Umfang zustimmen.
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