Preisgekrönte Texte

Kategorie: Jenseits der blauen Grenze

Podcast

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Viel Spaß mit dem Podcast zu dem Buch Jenseits der blauen Grenze von Dorit Linke 🙂

Eure Ecem

Dialog zwischen Hanna und Andreas

Hanna: Da bist du ja! Ich habe dich gesucht. Die Schnur muss abgerissen sein. Ein Materialfehler. Das kann mal passieren. Ich habe mich umgeguckt und konnte dich nicht finden. Ich wusste, dass du schonmal vorschwimmen wirst. Ich wusste, dass du hier auf mich warten wirst. Ab und an, da hatte ich etwas Angst um dich aber ich wusste, dass

Andreas: Hanna stopp. Hör mir zu. Ich habe die Schnur durchgeschnitten.

Hanna: Wwas? Nnein, das hast du nicht. Du hast das Messer in die Tasche gelegt. Es war später nicht mehr drin aber es ist dir sicherlich runtergefallen. Du würdest das niemals tun!

Andreas: Ich habe das Messer nicht fallengelassen. Ich habe es behalten und die Schnur damit getrennt, als du deinen Rhythmus gefunden hattest.

Hanna: Was erzählst du da? Das würdest du niemals tun! Du würdest mich niemals im Stich lassen! Sag, dass du es niemals tun würdest.

Andreas: Doch Hanna. Aber ich habe es für dich getan.

Hanna: Für mich getan? Du hast mich im Stich gelassen! Wir sind zusammen losgeschwommen. Wir wusste, dass wir es nur zusammen schaffen können. Wir wussten es doch, wir waren nur gemeinsam stark! Und jetzt stehst du vor mir und redest von

Andreas: Hanna! Ich stehe nicht vor dir. Ich bin gar nicht da.

Hanna: Was? Aber ich sehe dich doch. Du hast es irgendwie geschafft Andreas. Wir sind doch hier.

Andreas: Ich musste die Schnur durchtrennen, weil ich zu langsam war. Ich habe dich gebremst. So hätten wir es niemals geschafft, ich war am Ende meiner Kräfte. Ich konnte einfach nicht mehr. Aber du hattest eine Chance. Du würdest überleben und du hast es auch geschafft. Aber ich nicht Hanna. Ich habe es nicht geschafft.

Hanna: Wie? Wie kannst du es nicht geschafft haben? Ich sehe dich. Du bist hier an der Küste und hast auf mich gewartet. Du bist doch bei mir.

Andreas: Es stimmt, dass ich bei dir bin. Aber ich stehe nicht neben dir an der Küste. Ich werde immer bei dir sein. Aber von hier oben aus. Und ich werde dich dein ganzes Leben beschützen, bei jeder Welle, die auf dich zukommt.

Ich kann fremde Stimmen um mich herum hören. Ich bin verwirrt, denn Andreas vertraute Stimme ist weg.

von Ecem 🙂

Jenseits der blauen Grenze

– Dorit Linke

• Jurybegründung vom Arbeitskreis Jugendliteratur (Lorin)
Die Jurybegründung gibt hauptsächlich den Inhalt des Buches wieder. Neben einer Bewertung des Schreibstils, spricht die Jury von einer intensiven Schilderung eines Zusammenspiels von Kälte, Dunkelheit und Orientierungsschwierigkeiten. Da Linke selbst auch Leistungsschwimmerin war, genau wie ihre Protagonisten, lobt die Jury die glaubwürdige Schilderung der körperlichen Beschwerden während der Flucht. Der Leser kann, so die Jury, Krämpfe, Luftknappheit, Hunger und Müdigkeit beinahe nachempfinden. Die Darstellung der DDR bzw. in diesem Fall der Flucht spielt jedoch in der Bewertung nur eine geringe Rolle

Online verfügbar unter: https://www.jugendliteratur.org/buch/jenseits-der-blauen-grenze-4008-9783734856020/?page_id=1. Letzter Zugriff 14.05.2020.

• Rezension aus Jugendbuchtipps.de – Ulf Cronenberg, 7. Mai 2015 (Ecem)
Cronenberg beginnt seine Bewertung mit Informationen über den Aufbau des Buches und den Zeitsprüngen darin. Er betont, dass jedes zweite Kapitel davon handelt, wie die beiden Protagonisten sich bei der Flucht aus der DDR fühlen. Die Wiederholungen in diesen Kapiteln sind Grund dafür, wieso Cronenberg diese Kapitel als etwas eintönig und in die Länge gezogen beschreibt. Obwohl genau diese Monotonie für den wahren Ablauf der Flucht stehen könnten und eben dies widerspiegeln könnte, hätte sich Cronenberg einen etwas lockereren Aufbau gewünscht.

Einen wichtigen Teil der Rezension macht sein Lob über die Genauigkeit und die Details von Dorit Linkes Beschreibungen über den Alltag oder die Bestrafungen in der DDR aus. Den Grund dafür vermutet er darin, dass Linke selbst in den 80er Jahren in Rostock aufgewachsen ist, genau wie Ihre Protagonisten. Auch dass Linke selbst Leistungsschwimmerin war und eine Art „nachträglichen Augenzeugenbericht“ schreibt, lässt das Buch laut Cronenberg punkten. Die Darstellung der DDR spielt hier für die Rezension also eine enorm wichtige Rolle.

Online verfügbar unter: https://www.jugendbuchtipps.de/2015/05/07/buchbesprechung-dorit-linke-jenseits-der-blauen-grenze/. Letzter Zugriff: 14.05.2020.

Bewertung der Einschätzungen (Ecem)
Zur Jurybegründung

Wie auch in der Jurybegründung gesagt wird, sind die Schilderungen der körperlichen Schmerzen während der Flucht sehr detailliert und glaubwürdig geschildert worden. Der Leser kann tatsächlich die Dunkelheit, die Kälte und die Orientierungslosigkeit der Protagonisten spüren und darüber hinaus beinahe gemeinsam mit ihnen unter dem Hunger und der Luftknappheit leiden. 

„Beim Training ist es einfach, man zählt die Bahnen. Achtzig, hundert, hundertzwanzigBahnen. Viertausend, fünftausend, sechstausend Meter. Die letzten Male bin ich mindestens hundertfünfzig Bahnen geschwommen: siebentausendfünfhundert Meter. 

Hier draußen ist alles anders, viel anstrengender. Keine Pausen, kein Beckenrand. 

Nur Strömungen, Wind und Wellen. Und Wasser, das mir in den Schnorchel läuft.

Habe Schmerzen in der rechten Wade, ein Krampf naht. Und ich kann nichts machen. Wenn ich das rechte Bein schone und mehr mit dem linken schwimme, kommen wir vom Weg ab, müssen den Kurs korrigieren.“ (S. 57) „Seit diesem Tag weiß ich, wie schlimm Krämpfe im Wasser sind, wenn man sich nicht am Beckenrand festhalten kann, im kalten Wasser bleiben muss, keine Pause machen darf.

Musste mich vor Anstrengung übergeben, ekelhaft. Und der Badeanzug scheuerte mir den Hals auf.“ (S.58)

„Das Wasser wird immer kälter. Kann meine Zehen kaum fühlen, sie sind taub.

Die Handschuhe stören beim Schwimmen, wärmen außerdem nicht, sind mittlerweile sinnlos.“ (S. 61)

Zur Rezension

Wie auch in der Rezension steht, handelt beinahe jedes zweite Kapitel von der Flucht, welche sich größtenteils im Meer abspielt. Jedoch wirken diese Kapitel trotz einiger immer wiederkehrender Merkmale wie die Beschreibungen von Schmerzen oder Hunger, nicht eintönig oder monoton. Grund dafür sind die verschiedenen Ereignisse, die immer wieder passieren:

„Ich will gerade weiterschwimmen, da ruft Andreas: ‚siehst du das Licht?‘ Ich schaue über die Wellen. ‚Wo?‘

‚Dort hinten!‘

Tatsächlich. Ein Licht, im Norden, es blinkt rhythmisch. ‚Was ist das?‘

Es kann doch kein Suchscheinwerfer mehr sein, wir sind viel zu weit draußen.

‚Ein Leuchtturm vielleicht?‘ Er muss sich irren. Noch kein Land, nicht so schnell. Und wenn, dann ist es das falsche Land.

‚Ein Boot. Es muss ein Boot sein.‘

Ja, da ist der Bug! Wird größer, kommt auf uns zu. Ich höre auf zu schwimmen, starre dem Boot entgegen, warte auf das Fahrgeräusch, eine Sekunde, zwei Sekunden. Nichts passiert.“ (S.134)

„Das Segel kommt auf uns zu. Es ist eine größere Jacht, sie leuchtet hell im Sonnenlicht. Plötzlich sieht die Ostsee ganz anders aus, nicht mehr so bedrohlich, nicht mehr so endlos weit. […]

‚Der hat uns gesehen!‘ Andreas winkt weiter, und auch ich ziehe mich hoch, blicke der Jacht entgegen. Mit den Flossen stoße ich gegen das Metall der Tonne. Am Steuerrad steht jemand. […] Die Jacht fährt mit gestrafftem Segel an uns vorbei, ohne die Geschwindigkeit zu reduzieren.“ (S. 156-157)

Durch diese Ereignisse bleibt es bis zum Ende spannend, ob den beiden die Flucht gelingen wird, oder nicht.

Der Rezension muss jedoch darin zugestimmt werden, dass die Beschreibungen über das Alltagsleben in der DDR sehr genau und gelungen sind. Das Buch kann dem Leser dadurch nicht nur Wissen über den Alltag vermitteln, sondern ihn gewisse Situationen tatsächlich nachempfinden bzw. miterleben lassen:

„Im Tunnel kam mir Andreas entgegen. Schon von Weitem sah ich, dass es zu spät war.

‚Hau bloß ab‘, schrie er.

Ich lief im Abstand von einem Meter hinter ihm her.

‚Verschwinde!‘

Seine Stimme hallte laut durch den Tunnel. Einige Werftarbeiter drehten sich um.

‚Ich kann doch nichts dafür. Er hat die Resolution auch in der Penne aufgehängt. Ich darf vorerst nicht mehr hin!‘

‚Vorerst ist gut!‘ Andreas blieb stehen und starrte mich finster an. ‚Ich bin gleich gefeuert worden. Nichts mehr mit Lehre, nichts mehr mit Informatikstudium danach. Alles aus.‘“ (S.255-256)

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