Hanna: Da bist du ja! Ich habe dich gesucht. Die Schnur muss abgerissen sein. Ein Materialfehler. Das kann mal passieren. Ich habe mich umgeguckt und konnte dich nicht finden. Ich wusste, dass du schonmal vorschwimmen wirst. Ich wusste, dass du hier auf mich warten wirst. Ab und an, da hatte ich etwas Angst um dich aber ich wusste, dass
Andreas: Hanna stopp. Hör mir zu. Ich habe die Schnur durchgeschnitten.
Hanna: Wwas? Nnein, das hast du nicht. Du hast das Messer in die Tasche gelegt. Es war später nicht mehr drin aber es ist dir sicherlich runtergefallen. Du würdest das niemals tun!
Andreas: Ich habe das Messer nicht fallengelassen. Ich habe es behalten und die Schnur damit getrennt, als du deinen Rhythmus gefunden hattest.
Hanna: Was erzählst du da? Das würdest du niemals tun! Du würdest mich niemals im Stich lassen! Sag, dass du es niemals tun würdest.
Andreas: Doch Hanna. Aber ich habe es für dich getan.
Hanna: Für mich getan? Du hast mich im Stich gelassen! Wir sind zusammen losgeschwommen. Wir wusste, dass wir es nur zusammen schaffen können. Wir wussten es doch, wir waren nur gemeinsam stark! Und jetzt stehst du vor mir und redest von
Andreas: Hanna! Ich stehe nicht vor dir. Ich bin gar nicht da.
Hanna: Was? Aber ich sehe dich doch. Du hast es irgendwie geschafft Andreas. Wir sind doch hier.
Andreas: Ich musste die Schnur durchtrennen, weil ich zu langsam war. Ich habe dich gebremst. So hätten wir es niemals geschafft, ich war am Ende meiner Kräfte. Ich konnte einfach nicht mehr. Aber du hattest eine Chance. Du würdest überleben und du hast es auch geschafft. Aber ich nicht Hanna. Ich habe es nicht geschafft.
Hanna: Wie? Wie kannst du es nicht geschafft haben? Ich sehe dich. Du bist hier an der Küste und hast auf mich gewartet. Du bist doch bei mir.
Andreas: Es stimmt, dass ich bei dir bin. Aber ich stehe nicht neben dir an der Küste. Ich werde immer bei dir sein. Aber von hier oben aus. Und ich werde dich dein ganzes Leben beschützen, bei jeder Welle, die auf dich zukommt.
Ich kann fremde Stimmen um mich herum hören. Ich bin verwirrt, denn Andreas vertraute Stimme ist weg.
Hallo ihr Lieben! Über diesen Link gelangt ihr zu unserem Podcast, der von den fünf Büchern in diesem Blog handelt. Sie werden in den Themen Kindheit, Flucht sowie Gut & Böse miteinander verglichen. Die Fotos die ihr hier seht, werden in dem Podcast angesprochen also schaut sie euch gerne an. Viel Spaß! 🙂 Lorin und Ecem
Budde, Nadia: Fahrstuhl auf! In: Such dir was aus, aber beeil dich! Kindsein in zehn Kapiteln. 4. Aufl. Fischer Tschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2010.Budde, Nadia: Fahrstuhl auf! In: Such dir was aus, aber beeil dich! Kindsein in zehn Kapiteln. 4. Aufl. Fischer Tschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2010.
Lilly: Für mich ist die DDR meine Heimat. Gut, ich bin in Hamburg aufgewachsen aber in der DDR ist meine Familie und da gehöre ich hin. Schlechte Politik? Was spielt das für eine Rolle, wenn meine Familie dort lebt? Außerdem ist es dort gar nicht so schlimm und nicht alle möchten von dort weg! Lange Schlange zu stehen und sich am Ende überraschen zu lassen, was es überhaupt zu kaufen gibt ist doch ganz spannend, das ist wie ein kleines Geschenk! Ach und in der DDR gibt es so kleine Trabis, die sehen echt lustig aus. Ich mag es dort und wie sollte man sein zu Hause auch nicht mögen? Zu Hause ist, wo die Familie ist.
Jenseits der blauen Grenze
Hanna: Für mich ist die DDR die Hölle auf Erden! Kontrolle und Überwachung! Keine freien Entscheidungen. Nicht einmal freie Gedanken darf man haben. Ja, ja, ich weiß, dass meine Familie dort lebt aber ich kann dort nicht leben. Die DDR nimmt mir alles. Meine Bildung, meine Träume, meine Freiheit und wenn es möglich wäre sogar noch meine Gedanken. Für mich ist die DDR ein schlechtes Schicksal, aus dem man nur schwer entkommt. Aber ist der Tod denn viel schlimmer, als das Leben dort? Ein Versuch ist es Wert, denn so besteht die Möglichkeit, zu entkommen. Aber eine Möglichkeit zu einem richtigen, freien Leben in der DDR? Nein, die gibt es nicht.
Such dir was aus aber beeil dich. Kindsein in 10 Kapiteln
Kind: Die DDR ist für mich also ich kann hier viel spielen. Ich kann auch meine Großeltern Land besuchen und die kommen manchmal hierher aber sie sagen unser zu Hause erinnert sie an ihre Hühnerställe. Ja und hier in diesem Haus gibt es ein Hausbuch da muss der Westbesuch eingetragen werden aber die Dame weiß auch sowieso immer wer wann Besuch bekommt, ohne es ihr zu sagen. Ja und außerdem hängen manchmal an Häusern Transparente aber die kann man zerschneiden und damit spielen. Hier lebe ich; das ist die DDR.
Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß
Mimi: Ich hasse die DDR! Sie hat mir Freunde genommen. Sie hat mir die Perspektive zum Leben genommen. Sie hat mir die Beziehung zu meinen Eltern genommen. Sie hat mir mein ganzes Leben genommen. Immer wieder muss ich mich aufrappeln und keine Angst zeigen, obwohl ich sie habe! Ich bin doch ein Kind. Ich darf doch Angst haben. Aber was wird dann aus meinem kleinen Bruder? Wenn ich mich nicht wehre, wird er auch ein scheiß Gorilla wie OLIVER!
Drüben!
Simon: Ich hatte einerseits einen Bezug zur DDR und anderseits nicht. Ich kann nur aus Erzählungen meines Vaters berichten und aus Erinnerungen aus meiner Kindheit. Ich konnte meine Oma also Mama’s Mama jederzeit besuchen aber leider ohne meine Mutter. Sie und mein Papa hatten nach der Ausreise ein Einreiseverbot in die DDR. Meine Mama konnte ihre eigene Mama nicht besuchen und hat mich immer mit ihrer Arbeitskollegin rübergeschickt. Sie hatte aber immer Angst, dass man mich nicht zurücklassen würde. Bei meiner Oma hatte ich einen riesen Spaß. Meine anderen Großeltern wollten keinen Kontakt zu meinem Papa. Er war für sie ein Verräter. Versteh ich nicht.
Warum beinhaltet der Titel des Buches „Schnapskirschen“? a) ( ) weil es zu der DDR Zeit üblich war, dass es Schnapskirschen nur ganz selten gab. b) ( ) weil Mimi und Oliver auf unzähligen Geburtstagsfeiern massenhaft Schnapskirschen aßen. c) ( ) weil Mimi’s und Oliver’s Mütter so oft Schnapskirschen miteinander aßen, dass Mimi und Oliver’s ich irgendwann anfreundeten
Mimi fängt an als Reporterin zu arbeiten weil.. a) ( ) … Ihre Mutter ihre Arbeit verloren hat und keiner da ist, der ihrem schwerkranken Vater finanziell helfen kann. b) ( ) … weil sie seit ihrer Kindheit davon träumt, irgendwann Reporterin zu werden. c) ( ) … weil ihr Vater sie sonst von Zuhause rausschmeißen würde.
Die Pionierrepublik ist … a) ( ) ein geschlossene Gesellschaft, die gegen den Sozialismus ist. b) ( ) eine Art Jugendlager für Schülerinnen und Schüler, die durch besondere sozialistische Leistungen auffallen. c) ( ) eine Pfadfindergruppe.
Drüben!
Simon’s Großeltern väterlicherseits reagieren auf den Antrag der Ausreise ihres Sohnes.. a) ( ) traurig aber verständnisvoll b) ( ) entscheiden mit auszureisen c) ( ) wütend und brechen den Kontakt ab
Warum reisen Simons Eltern nie in die DDR um die Eltern von Simons Vater zu besuchen? a) ( ) Simons Eltern wollten weder die Eltern der Mutter noch die Eltern des Vaters besuchen. b) ( ) Sie hatten kein Geld für die Reise. c) ( ) Die Eltern durften nicht mehr in die DDR einreisen.
Wann kommt Familie Schwartz in West-Berlin an ? a) ( ) 1981 b) ( ) 1984 c) ( ) 1988
Lilly unter den Linden
Wieso lautet der Titel des Buches „Lilly unter den Linden“? a) ( ) Lilly wurde unter den Linden geboren. b) ( ) Das Buch spielt in der Unter-den-Linden Straße. c) ( ) Lillys Eltern trafen sich immer unter den Linden.
Lilly flieht von Hamburg in die DDR, weil… a) ( ) … ihr Freund dort lebt und nicht nach Hamburg kann. b) ( ) … ihre einzige Familie in der DDR ist. c) ( ) … sie in Hamburg vom Staat verfolgt wird.
Warum möchte Katrin Lilly nicht bei sich zu Hause haben? a) ( ) Sie hat Angst, dass ihre Mutter Lilly mehr Aufmerksamkeit geben wird. b) ( ) Lilly und Katrin haben sich als Kinder sehr dolle gestritten. c) ( ) Sie sauer auf Lillys Mutter und ihre Taten.
Jenseits der blauen Grenze
Warum machen Hanna und Andreas ihr Abitur nicht mehr? a) ( ) Sie sind in Schwierigkeiten mit dem Staat. b) ( ) Die beiden sind zu schlecht in der Schule. c) ( ) Sie wollen kein Abitur, da sie sowieso in den Westen möchten.
Die beiden verlieren sich im Meer nicht, weil sie… a) ( ) … gegenseitig ihre GPS Signale empfangen. b) ( ) … Hand in Hand schwimmen. c) ( ) … mit einer Schnur an ihren Handgelenken verbunden sind.
Wieso nehmen Sie ein Heft mit auf die Flucht? a) ( ) Um zwischendurch nachlesen zu können, was sie tun müssen. b) ( ) Weil das Heft die einzige Erinnerung an ihre Familien ist. c) ( ) Das Heft ist für Sachsen-Jensi.
Such dir was aus, aber beeil dich!
In dem Buch gibt zwei Arten von Tod, welche sind das? a) ( ) gut und schlecht b) ( ) fröhlich und traurig c) ( ) Stadt und Land
Was ist ein Hausbuch? a) ( ) Ein Buch über die DDR, das dem Haus gehört und nur die Bewohner lesen dürfen. b) ( ) Ein Buch über verschiedene Häuser. c) ( ) Ein Buch, in dem alle Mieter und ihr Westbesuch verzeichnet ist.
Womit wird Zeit in dem Buch verglichen? a) ( ) Eine Busfahrt b) ( ) Ein Kindergarten c) ( ) Das Universum
„Es gibt diesen Witz aus den Neunzigern. Ich weiß nicht mehr, ob ihn mir ein Ost- oder ein Westdeutscher erzählt hat. Er geht so: Was bekommt man, wenn man einen Ossi und einen Wessi kreuzt? – Einen arroganten Arbeitslosen. Okay, er ist nur ein bisschen komisch. Und ja, er stimmt auch nicht. Waren ja schließlich längst nicht alle Westdeutschen arrogant. Aber die Frage nach der Kreuzung, die geht schon in die richtige Richtung.“[1]
Ihr habt bestimmt schon einmal von den Begriffen „Ossi“ und „Wessi“ gehört. Seit der Wiedervereinigung 1989 ist viel Zeit vergangen und trotzdem merken vor allem die Ostdeutschen, dass die Mauer in manchen Köpfen noch nicht ganz verschwunden ist. Es gibt immer noch Vorurteile, Ungerechtigkeiten und Stereotypen und das auch vor allem in der heutigen Kinder- und Jugendliteratur.
Carsten Gansel zum Beispiel unterscheidet in der KJL in seinem Bericht „Atlantiseffekte in der Literatur?“[2] zwischen drei Stereotypen in der DDR:
Der Täter-Opfer-Topos:
Wird nach den Gründen für das Ende der DDR gefragt, so bekommt man immer dieselbe Antwort: rücksichtslose und unfähige Menschen haben den DDR-Staat in den Ruin getrieben und die Menschen, die in der DDR wohnten, belogen. „Die da oben“, also sozusagen die Chefs der DDR werden dafür verantwortlich gemacht. Dabei wird aber niemals deutlich, wofür die DDR-Führung und die SED-Funktionäre die Verantwortung tragen müssen. Die SED war übrigens eine damalige Partei und bedeutete Sozialistische Einheitspartei Deutschlands.
Der Widerstandstopos:
Der Täter-Opfer-Topos hat auch etwas mit dem Widerstand in der DDR zu tun. Im Alltag der DDR gab es eine Organisation, die eine Atmosphäre der Angst und Bedrohung herstellte. Während der DDR wurde also eine Menge an Widerstand und Verfolgung erlebt. Viele haben sich selbst auch Fragen um Flucht und Ausreise vor und nach 1989 gestellt, doch Fliehen war gefährlich! Wer flieht, galt als republikflüchtig und galt als Verräter! Stellt euch das mal vor? Du darfst in deinem eigenen Land nicht hingehen, wohin du möchtest…Anhand der beiden Stereotypen wird die Bevölkerung der DDR also als Opfer dargestellt, jedoch vergessen viele Menschen dabei, dass die DDR über 40 Jahre von vielen Menschen der DDR mitgetragen wurde!
Das Feindbild-Lehrer/ Eltern:
Kennt ihr das nicht auch manchmal? Eltern und Lehrer sind manchmal und in gewissen Situationen ganz schön blöd, weil sie euch etwas vorschreiben wollen oder ihr Ärger bekommt, wenn ihr Blödsinn gemacht habt…Auch in der Literatur zählen Eltern und Lehrer als Figurengruppe, die die Schuld zu tragen hat. Dabei werden sie vor allem mit Eigenschaften, wie mangelnder Mut, Heuchlerei, Anpassung oder Parteihörigkeit ausgestattet. Dadurch wird ein schlechtes Verhältnis oder eine Art Bruch im Verhältnis zwischen Eltern und ihren Kindern aufgezeigt.
Viel Spaß beim Stöbern in den Büchern nach Stereotypen und Vorurteilen!
Eure Leonie 🙂
[1] Bangel, Christian: Jetzt kommen die Wossis. URL: .https://www.zeit..de/gesellschaft/2019-05/deutsche-wiedervereinigung-ostdeutsche-westdeutsche-wossi [abgerufen am: 18.06.2020].
[2] Gansel, Carsten: Atlantiseffekte in der Literatur? Zur Inszenierung von Erinnerung an die verschwundene DDR. In: Dettmar, Ute u. Oetken, Mareile (Hrsg.): Grenzenlos. Mauerfall und Wende in (Kinder- und Jugend-) Literatur. Winter GmbH, Heidelberg 2010, S. 17-49.
Weitere ausgezeichnete Titel aus der jüngeren KJL, die ebenfalls von der DDR erzählen sind unter anderem (Lorin):
– Krokodil im Nacken, Preisträger im Jahr 2003, indem es darum geht, dass Manfred Lenz versucht mit seiner Familie aus der DDR zu flüchten. Es bleibt leider bei einem Versuch, da sie in Burgas, in Bulgarien verhaftet werden. Autor: Klaus Kordon
– Falsch gedacht, nominiert im Jahr 2002, in dem es darum geht, dass ein 16-jähriger Held und dessen Freunde, alles junge idealistische Toren voller Übermut, schmerzhafte Erfahrungen mit der DDR machen. Autor: Sigurd Pruetz
– Ich bin der King. nominiert im Jahr 1998, dass in der Wende- und Nachwendezeit spielt und die Jugend in Ostdeutschland beschreibt. Hierbei geht um Auswüchse in Alkohol, Satanismus, Graffiti und Rechtsradikalismus als Reaktion auf die Perspektivlosigkeit. Autor: Günter Saalmann
– Treffpunkt Weltzeituhr Preisträger im Jahr 1985, das von einem Mädchen handelt, das vier Jahre nach der ungewollten Verbringung in die Bundesrepublik, auf einer Klassenfahrt nach Berlin noch einmal ihre ganze Erlebnisse und Probleme während der DDR überdenkt. Autor: Isolde Heyne
• Jurybegründung vom Arbeitskreis Jugendliteratur (Lorin) Die Jurybegründung gibt zunächst an worum es in dem Buch geht. Sie lobt die detaillierte Komposition aus den Realitätsausschnitten von der Kindheit von Schwartz und den knappen Dialogen. Außerdem fließt in die Begründung die Gegenüberstellung der biographischen Kontexte der Eltern ein. Zum einen die positiven Ereignisse mit dem entstehen der DDR als auch die negativen mit der kritischen Sicht auf das neue System. Die Jury lobt die Lebhaftigkeit sowie die spannungsreichen Momente. Laut der Jury ist es interessant wie differenziert die einzelnen Meinungen und Denkprozesse der DDR Bürger den Jugendlichen nahegebracht werden. In der Jurybegründung geht es also hauptsächlich um den Bezug zu der DDR.
• Rezension von der Zeit Online – Frank Magdans, 7.November 2009 (Ecem) Die Rezension beginnt mit der Information, dass Simon Schwartz selbst Sohn eines Ehepaars ist, das das System der DDR nicht mehr aushielt und in den Westen floh. Es folgt ein Kommentar darüber, dass es offensichtlich sei, dass ca. 20 Jahre nach dem Mauerfall Geschichten über das Leben in der damaligen Zeit folgen würden.
Dass Schwartz in seinem Comic die Gründe für die damalige Flucht seiner Eltern beschreibt, ist in der Rezension von großer Bedeutung.
Nach einer knappen Inhaltsanalyse trifft Magdans Aussagen darüber, dass das Comic nicht das System der DDR verurteilt, sondern das Innenleben der Figuren offenlegt. Neben einigen Bewertungen der Illustrationen, welche auch in Verbindung mit der Darstellung der DDR gebracht werden, handelt die Rezension überwiegend von dem Bezug des Buches zur DDR. Auch sagt Magdans, dass das Comic nicht als moralischer Zeigefinger fungiert, sondern einen persönlichen Rückblick zu den Gründen der Flucht seiner Eltern darstellt.
• Jurybegründung von deutscher Jugendliteraturpreis (Tuana): Der Jurybegründung kann in vollem Umfang zugestimmt werden. Sie beginnt zunächst mit einer kleinen allgemeinen Einleitung über die generelle Situation der damaligen Zeit und wie sich die meisten Menschen fühlten. Die Jury gibt positive Resonanz über die Darstellung der Realitätsausschnitte, die Schwarz als eigene Kindheitsgeschichte in kurzen Dialogen wiedergibt. Dieser kann nur zugestimmt werden, da wie ich finde, diese dem Leser damit einen besseren Einblick geboten wird. Im Buch werden sowohl die Wünsche und Träume der Menschen, als auch die Schwierigkeit diese zu erfüllen in den Vordergrund gestellt. Auch hier geht die Jury explizit darauf ein und lobt die Gegenüberstellung beider Parteien. Jedoch finde ich, dass die Schwierigkeiten, beziehungsweise die Hürden, die sie erleben müssen deutlich mehr in den Vordergrund gestellt werden, als die Wünsche, die ihnen auf Grund der damaligen Situation nicht möglich waren zu erfüllen. Diese werden besonders in diesen Passagen deutlich:
„Er hatte eigentlich freie Kunst studieren wollen, war aber aufgrund eines Lehrermangels in der DDR dazu überredet worden, Mathematik- und Kunstlehrer zu werden“
„Sieh mal, da ist doch auch etwas Malen mit dabei und danach kannst du immer noch Kunst studieren“ – „Allerdings sagte man ihm damals keiner, dass man in der DDR kaum zweimal studieren durfte.“ ( S. 40 )
„Wir möchten aber nach West-Berlin ausreisen“ – „Was glauben Sie eigentlich, wer sie sind?! West-Berlin ist eine selbstständige politische Einheit! Das geht gar nicht!“ ( S.97- 99 )
Die Jury lobt die objektive Darstellung der lebhaften schwarzweiss Bilder und hebt besonders die Spannung, die dadurch aufkommt in den Vordergrund. Dieser kann ich nur zustimmen, da auch mich beim lesen dieses Buches die Bilder sehr angesprochen haben und mich dabei unterstützt haben, sich die Situation bildlich vorstellen zu können. Diese werden auf allen Seiten des Buches sichtbar. ( S. 7- 108)
• Rezension (Tuana): Der Rezension kann im großen und Ganzen zugestimmt werden. Wie auch in der Rezension schon beschrieben, handelt das Buch über Simon Schwarz, der seine eigene Kindheit und selbst als Sohn eines Ehepaars, welches aus der DDR geflohen ist, beschreibt. Nach einer kurzen Inhaltsangabe wird schnell klar, dass die Familie von Simon Schwarz einiges auf sich nehmen musste, um endlich glücklich zu werden. In der Rezension wird erwähnt, dass der Vater den Entschluss gefasst hätte, in den Westen auszureisen, man jedoch nicht weiterlesen brauch, da man weiß, was passiert. Dem kann ich nur zustimmen. Gerade in der Mitte des Buches lässt sich sehen, dass der Vater es ziemlich schwer hat. Er wird innerhalb seiner Zeit ständig mit der damaligen Situation konfrontiert und gilt als Verräter, weil er sein Land verlassen möchte. Er muss sich mit Anschuldigungen rumschlagen, die gar nicht so stimmen. Auch mit seiner eigenen Familie hat er es nicht leicht, da diese den wahren Grund nicht sehen möchten. Dies weist besonders diese Szenen auf:
„Eine Verbindung der beiden Welten, in denen er lebte, schien unmöglich.“ – Versteht ihr, warum man Wolf Biermann ausgebürgert hat? Er hat doch nur konstruktive Kritik an unserem Land geübt.“ – „Ach, wo hast du denn so was her? Iss lieber auf. Dein Essen wird sonst kalt“ ( S. 48-49 )
„Nun, das war letzten Freitag richtig? Da war ich wie immer zuhause und habe mich um meinen Sohn gekümmert.“ ( S. 90- 91 )
Die Rezension bezieht sich hauptsächlich um die Gründe, wieso der Vater sein eigenes Land verlassen hat. In der Rezension wird gesagt, dass die persönlichen Schicksalsschläge von Simon Schwarz auf weitere Menschen, die in der DDR gelebt haben zutreffen. Dem kann ich nur beipflichten, gerade auch für die Menschen, die die gleiche Situation miterleben mussten, sich in dem Buch sicher wiederfinden. Auch wenn sie nicht die gleichen Hürden überwinden mussten, so hatten die meisten Menschen es nicht leicht zu dieser Zeit. Magdans beschreibt in seiner Rezension, dass der Comic von Simon Schwarz nicht nur als typisches Merkmal der DDR fungiert, sondern auch als Individuelle Vergleichsoption dient. Dem kann man im vollem Umfang zustimmen.
Präkels, Manja: Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß. btb Verlag, München 2019. ISBN: 978-3-442-71786-6 Preis: 10,00€
•Jurybegründung vom Arbeitskreis Jugendliteratur (Lorin) Die Jurybegründung beginnt zunächst mit einer kurzen Übersicht des Buches und dessen Themen. Die Jury beschreibt Präkels Buch als faszinierend, autobiografisch und spricht von einer dokumentarischen Genauigkeit vom Aufwachsen in der DDR. Zudem lobt die Jury die authentische Schilderung der Alltagskultur in der DDR und führt dies am Beispiel von Minis Familie vor. All dies gelingt Präkels laut der Jury mit einer mal sachlichen, mal poetischen Sprache. Den Lesern wird also anschaulich vor Augen geführt wie die zunehmende Beklemmung und Angst angesichts rechter Gewaltsexzesse in der Wendezeit war. Die Darstellung der DDR macht in der Jurybegründung etwa die Hälfte aus. (preisträger 2018)
• Rezension des Borromäusvereins – Lotte Schüler (Ecem) Lotte Schülers Rezension beginnt mit einer kurzen Wiederhabe des Inhalts. Sie schreibt von den feinen Beobachtungen der Protagonistin, die ihre eigene Entwicklung und die ihrer Freunde, von denen einer sich später Hitler nennt, beschreibt. Das Buch bezeichnet Schüler als besonders, da es die Versäumnisse aller aufdeckt und in einer Sprache schreibt, welche spröde erscheint, jedoch zu den Bewohnern der Orte passt. Die Beschreibung und Darstellung der DDR macht in dieser Rezension den größten Teil aus.
Der Jurybegründung kann in vollem Umfang zugesprochen werden. Das ganze Buch ist in einem verständlichen Schreibstil geschrieben, sodass sie der Kategorie „Kinder- und Jugendliteratur“ wirklich zugeordnet werden kann. Mimi beschreibt ihre Familie in dem Buch sehr authentisch die auf folgende Passage zurückgeführt werden kann: „Wir wohnten >>alle uffnander<<, wie Otto Brunk, der Kneipier, bei jeder Gelegenheit bemerkte.“ Die ganze Familie lebte wie in dem Buch beschrieben wirklich beieinander und führte ein ganz einfaches Leben.
Zur Rezension
Der Rezension kann zugestimmt werden, denn der zentrale Aspekt des Buches betrifft die Entwicklung von Mimi und ihren Freunden, die einerseits rechtsradikal werden und anderseits nichts mit alldem zu tun haben möchten. Die „friedliche“ Seite möchte lediglich ihre Jugend ausleben und nichts von all dem wissen. Die Entwicklung beginnt recht friedlich, vor allem die Freundschaft die Mimi und Oliver anfangs hatten bestätigen dies. „Die rauchte er dann in der Verborgenheit eines alten Kohlenkellers, während ich draußen Schmiere stand, um zu verhindern, dass der Vater davon Wind bekamm.“ Hierbei wird von einer typischen Jugend zwischen Mimi und Oliver erzählt.
Voorhoeve, Anne C.: Lilly unter den Linden. Ravensburger Verlag, Ravensburg 2004. ISBN: 978-3-473-58228-0 Preis: 7,99€
• Jurybegründung vom Arbeitskreis Jugendliteratur (Lorin) Die Jurybewertung gibt hauptsächlich den Aufbau sowie den Inhalt des Buches wieder. Lilly möchte zurück in die DDR um ihrer Tante näher zu sein und den Schmerz über ihre Mutter vergessen. Die Jurybegründung erfolgt hauptsächlich nur über die tiefen Gefühle von Lilly und davon, wie liebevoll, rührend und mitfühlend das Bucht aufgebaut ist. Die DDR hat in diesem Fall nichts mit der Begründung zu tun. Es geht viel mehr darum, dass Lilly in die DDR zurückkehrt, um eine Familie zu haben.
• Rezension aus Jugendbuchtipps.de – Ulf Cronenberg, 15. Mai 2008. (Ecem) Die Bewertung beginnt mit einer Anerkennung über die Darstellung der DDR in dem Buch. Das Buch sei eines der wenigen Bücher, das die Unterschiede der beiden Lebensweisen in der DDR und in der BRD veranschaulicht. Der Kommentar zu der zurückhaltenden und wenig aufdringlichen Schreibweise des Buches wird darauf bezogen, dass es nur so dem Thema angemessen sei. Es wird als Stärke des Buches bezeichnet, dass wenig über die Politik geschrieben wird, sondern vielmehr dem Leser etwas über das Leben in der DDR vermittelt wird, welcher dann die Unterschiede zum Leben in der BRD erfahren kann. Auch rückt das Buch mit den vielen Informationen über die Stasi, die Warenknappheit der DDR etc. in ein gutes Licht. Neben einer kleinen Kritik zur Schreibweise des Endes, besteht diese Rezension hauptsächlich aus einer Bewertung der Darstellung der DDR.
• Bewertung der Einschätzungen (Ecem) Zur Jurybegründung
Der Jurybegründung kann vollkommen zugestimmt werden. An vielen Textpassagen lassen sich die Gefühle Lillys und ihr starker Wunsch, in die DDR zu fliehen, um eine Familie zu haben, nachempfinden. „ ‚Sie lassen meine Familie nicht raus‘, setzte ich ihr auseinander, ‚also muss ich rein. Ich will zu Lena, ob sie in der DDR oder in Honululu oder sonst wo ist.‘“
„ ‚Besser zusammen in der DDR als alleine hier.‘“ (S. 116-117)
Zur Rezension
Die Rezension zum Buch ist sehr zutreffend. Der Leser kann tatsächlich viel über die Lebensweisen in der DDR und in der BRD erfahren, ohne dass (zu) viel auf die Politik eingegangen wird.
„Vor dem kleinen Konsum-Geschäft in unserer Straße standen die Leute Schlange. ‚Willkommen im sozialistischen Wartekollektiv‘, flüsterte Lena mir vergnügt zu und packte ihren Beutel aus. Es war ein kleiner Perlonbeutel, den sie immer mit sich trug für den Fall, dass es irgendwo Mangelware zu kaufen gab. ‚Fallsbeutel‘ nannte sie das im Scherz, und zur ‚Mangelware‘ zählten für mich so unexotische Dinge wie Südfrüchte oder Gewürzgurken.“ (S. 224)
• Jurybegründung vom Arbeitskreis Jugendliteratur (Lorin) Die Jurybegründung gibt hauptsächlich den Inhalt des Buches wieder. Neben einer Bewertung des Schreibstils, spricht die Jury von einer intensiven Schilderung eines Zusammenspiels von Kälte, Dunkelheit und Orientierungsschwierigkeiten. Da Linke selbst auch Leistungsschwimmerin war, genau wie ihre Protagonisten, lobt die Jury die glaubwürdige Schilderung der körperlichen Beschwerden während der Flucht. Der Leser kann, so die Jury, Krämpfe, Luftknappheit, Hunger und Müdigkeit beinahe nachempfinden. Die Darstellung der DDR bzw. in diesem Fall der Flucht spielt jedoch in der Bewertung nur eine geringe Rolle
• Rezension aus Jugendbuchtipps.de – Ulf Cronenberg, 7. Mai 2015 (Ecem) Cronenberg beginnt seine Bewertung mit Informationen über den Aufbau des Buches und den Zeitsprüngen darin. Er betont, dass jedes zweite Kapitel davon handelt, wie die beiden Protagonisten sich bei der Flucht aus der DDR fühlen. Die Wiederholungen in diesen Kapiteln sind Grund dafür, wieso Cronenberg diese Kapitel als etwas eintönig und in die Länge gezogen beschreibt. Obwohl genau diese Monotonie für den wahren Ablauf der Flucht stehen könnten und eben dies widerspiegeln könnte, hätte sich Cronenberg einen etwas lockereren Aufbau gewünscht.
Einen wichtigen Teil der Rezension macht sein Lob über die Genauigkeit und die Details von Dorit Linkes Beschreibungen über den Alltag oder die Bestrafungen in der DDR aus. Den Grund dafür vermutet er darin, dass Linke selbst in den 80er Jahren in Rostock aufgewachsen ist, genau wie Ihre Protagonisten. Auch dass Linke selbst Leistungsschwimmerin war und eine Art „nachträglichen Augenzeugenbericht“ schreibt, lässt das Buch laut Cronenberg punkten. Die Darstellung der DDR spielt hier für die Rezension also eine enorm wichtige Rolle.
• Bewertung der Einschätzungen (Ecem) Zur Jurybegründung
Wie auch in der Jurybegründung gesagt wird, sind die Schilderungen der körperlichen Schmerzen während der Flucht sehr detailliert und glaubwürdig geschildert worden. Der Leser kann tatsächlich die Dunkelheit, die Kälte und die Orientierungslosigkeit der Protagonisten spüren und darüber hinaus beinahe gemeinsam mit ihnen unter dem Hunger und der Luftknappheit leiden.
„Beim Training ist es einfach, man zählt die Bahnen. Achtzig, hundert, hundertzwanzigBahnen. Viertausend, fünftausend, sechstausend Meter. Die letzten Male bin ich mindestens hundertfünfzig Bahnen geschwommen: siebentausendfünfhundert Meter.
Hier draußen ist alles anders, viel anstrengender. Keine Pausen, kein Beckenrand.
Nur Strömungen, Wind und Wellen. Und Wasser, das mir in den Schnorchel läuft.
Habe Schmerzen in der rechten Wade, ein Krampf naht. Und ich kann nichts machen. Wenn ich das rechte Bein schone und mehr mit dem linken schwimme, kommen wir vom Weg ab, müssen den Kurs korrigieren.“ (S. 57) „Seit diesem Tag weiß ich, wie schlimm Krämpfe im Wasser sind, wenn man sich nicht am Beckenrand festhalten kann, im kalten Wasser bleiben muss, keine Pause machen darf.
Musste mich vor Anstrengung übergeben, ekelhaft. Und der Badeanzug scheuerte mir den Hals auf.“ (S.58)
„Das Wasser wird immer kälter. Kann meine Zehen kaum fühlen, sie sind taub.
Die Handschuhe stören beim Schwimmen, wärmen außerdem nicht, sind mittlerweile sinnlos.“ (S. 61)
Zur Rezension
Wie auch in der Rezension steht, handelt beinahe jedes zweite Kapitel von der Flucht, welche sich größtenteils im Meer abspielt. Jedoch wirken diese Kapitel trotz einiger immer wiederkehrender Merkmale wie die Beschreibungen von Schmerzen oder Hunger, nicht eintönig oder monoton. Grund dafür sind die verschiedenen Ereignisse, die immer wieder passieren:
„Ich will gerade weiterschwimmen, da ruft Andreas: ‚siehst du das Licht?‘ Ich schaue über die Wellen. ‚Wo?‘
‚Dort hinten!‘
Tatsächlich. Ein Licht, im Norden, es blinkt rhythmisch. ‚Was ist das?‘
Es kann doch kein Suchscheinwerfer mehr sein, wir sind viel zu weit draußen.
‚Ein Leuchtturm vielleicht?‘ Er muss sich irren. Noch kein Land, nicht so schnell. Und wenn, dann ist es das falsche Land.
‚Ein Boot. Es muss ein Boot sein.‘
Ja, da ist der Bug! Wird größer, kommt auf uns zu. Ich höre auf zu schwimmen, starre dem Boot entgegen, warte auf das Fahrgeräusch, eine Sekunde, zwei Sekunden. Nichts passiert.“ (S.134)
„Das Segel kommt auf uns zu. Es ist eine größere Jacht, sie leuchtet hell im Sonnenlicht. Plötzlich sieht die Ostsee ganz anders aus, nicht mehr so bedrohlich, nicht mehr so endlos weit. […]
‚Der hat uns gesehen!‘ Andreas winkt weiter, und auch ich ziehe mich hoch, blicke der Jacht entgegen. Mit den Flossen stoße ich gegen das Metall der Tonne. Am Steuerrad steht jemand. […] Die Jacht fährt mit gestrafftem Segel an uns vorbei, ohne die Geschwindigkeit zu reduzieren.“ (S. 156-157)
Durch diese Ereignisse bleibt es bis zum Ende spannend, ob den beiden die Flucht gelingen wird, oder nicht.
Der Rezension muss jedoch darin zugestimmt werden, dass die Beschreibungen über das Alltagsleben in der DDR sehr genau und gelungen sind. Das Buch kann dem Leser dadurch nicht nur Wissen über den Alltag vermitteln, sondern ihn gewisse Situationen tatsächlich nachempfinden bzw. miterleben lassen:
„Im Tunnel kam mir Andreas entgegen. Schon von Weitem sah ich, dass es zu spät war.
‚Hau bloß ab‘, schrie er.
Ich lief im Abstand von einem Meter hinter ihm her.
‚Verschwinde!‘
Seine Stimme hallte laut durch den Tunnel. Einige Werftarbeiter drehten sich um.
‚Ich kann doch nichts dafür. Er hat die Resolution auch in der Penne aufgehängt. Ich darf vorerst nicht mehr hin!‘
‚Vorerst ist gut!‘ Andreas blieb stehen und starrte mich finster an. ‚Ich bin gleich gefeuert worden. Nichts mehr mit Lehre, nichts mehr mit Informatikstudium danach. Alles aus.‘“ (S.255-256)
Neueste Kommentare