Preisgekrönte Texte

Brief an Oliver

Als Mimi aus Berlin zurückkehrt, nimmt sie sich vor, Oliver noch einmal einen Brief zu schreiben, um ihren Gedanken und Gefühlen freien Lauf zu lassen…Viel Spaß beim Lesen! Eure Lorin 🙂

Hallo Oliver,
oder möchtest du als „Hitler“ angeschrieben werden? Du fragst dich sicherlich wieso du das jetzt lesen musst. Oder wieso ich dir schreibe. Gerade dir! Ich bin enttäuscht Oliver. Enttäuscht von dir und deiner neuen Persönlichkeit. Ich schreibe dir weil ich deine Gründe darüber erfahren möchte, wieso du das alles getan hast oder sogar noch tust? Was fällt dir überhaupt ein? Du ziehst meinen
Bruder in deinen Nazischeiß! Wann bist du ein so abscheulicher Mensch geworden? Ich sage dir eins. Zieh meine Familie nicht in deinen egozentrischen Kack rein. Nur weil du ein scheiß Nazi geworden bist, möchten dir nicht alle auf diesem Weg folgen. Es reicht ja schon, dass du den Großteil unserer Freunde damit verdorben hast! Ihr habt unser schönes Dorf zerstört. Ihr habt es dazu gebracht, dass wir unsere Heimat verlassen vor ANGST! Naja vor dir habe ich keine Angst.
Ich habe Angst vor deinem neuen Ich. Nicht nur Angst. Ich empfinde euch gegenüber Hass. Was haben euch diese Menschen angetan? Wieso müsst ihr sie so diskriminieren. Ach was erzähl ich da? Ihr diskriminiert ja sogar die, die euch nicht folgen. Ist es dein Vater? Hat er dich zu dem gemacht was du heute bist? Leidest du unter der Demenz deiner Mutter? Du musstest nie alles in dich hinein fressen. Ich war da! Ich war immer für dich da. Ich bin jetzt wieder in Havel. Wenn du möchtest können wir uns treffen und reden. Ich weiß, dass unsere Freundschaft nicht umsonst war. Aber komm bitte alleine. Oder weißt du was? Ich traue dir nicht. Lass mich und meine Freunde in Ruhe. Ich hoffe wirklich du gehst noch den richtigen Weg. Ich wünsche dir alles Gute auf deinem weiteren Weg. Vielleicht denkst du ja mal wieder an mich, wenn du Schnapskirschen isst.


Liebe Grüße
Deine alte Freundin Mimi

3 Kommentare

  1. Isabell Rössing

    Der Brief ist einfach geschrieben und hat eine gute Länge. Die Gefühle und Gedanken von Mimi werden gut rübergebracht, sodass man sich in Mimi sehr gut hineinversetzen kann. Auch die Wut und das Entsetzen, welches in Mimi aufkocht, wird durch die offenen Fragen deutlich.

  2. Mia

    Meiner Meinung nach ist es eine sehr gute Möglichkeit Mimik Enttäuschung und Wut durch einen Brief Ausdruck zu verleihen. Eventuell passender (auch für die Geschichte), wäre ein Tagebucheintrag. Ich bin mir nicht sicher inwieweit Mimi ihren Gefühlen gegenüber Oliver Ausdruck verleihen kann, da dieser unberechenbar ist und sie sich nicht sicher sein kann, ob der Brief bei ihm ankommt, oder dieser ihn und seine Gruppe anstachelt, gegenüber Mimi gewalttätig zu werden.
    Ansonsten finde ich ihre Argumente sehr gut gewählt, wobei ich persönlich noch mehr Wut mit eingebracht hätte, für die Taten, die er und auch seine Bande vollbracht haben (wie bspw. die kranke Aktion, dass „Hitler“/Oliver seinen Hund aus dem Fenster warf).
    Jedoch hast du den Zwiespalt zwischen Angst, Wut, Hass, aber auch Mitleid sehr gut zum Ausdruck gebracht. Eventuell hätte hierbei noch genauer darauf eingegangen werden können, inwieweit die „Nazi-Bewegung“ unverständlich ist und sie hätte ihm nochmal deutlich klar machen können, was es bedeutet Rechtsradikal zu sein. Nämlich, dass sie Befürworter der Taten sind, die sich damals vor und während des 2. Weltkriegs ereignet haben.
    Insgesamt finde ich dieses Konzept sehr gelungen und aufschlussreich.

  3. blinzler

    Ich finde es gut, dass du eine Einführung in deinen kreativen Beitrag gibst, da man sich so besser orientieren kann. Auch, wenn man das Buch nicht gelesen hat, kann man sich sehr gut in die Situation und die Gefühlswelt von Mimi hineinversetzen. Durch deine eher jugendlichen Formulierungen und die locker Schreibart, ist dieser Brief besonders für Jugendliche ansprechend und verständlich. Im Roman „Mauerpost“ werden nur Briefe zwischen den zwei Protagonistinnen ausgetauscht und auch in einer ähnlich lockeren Art, was es sehr ansprechend für Jugendliche macht. Dein Brief ist als Vergleich zwischen der Zeit vor der Mauer und der Zeit der Wende sehr interessant. Es wäre z.B. möglich, die Gefühle von Mimi und die Gefühle von Protagonistinnen aus Romanen, die sich eher mit der Wende beschäftigen, wie Ines oder Julia aus Mauerpost, zu vergleichen.

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