herzlich Willkommen zu einem weiteren Podcast. Diesmal jedoch zu dem Buch „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“. Falls ihr andere Meinungen habt, könnt ihr das gerne in die Kommentare schreiben. Viel Spaß!
Es ist alles so komisch hier..so kenne ich das gar nicht. Bei Oma und Opa ist das alles so anders. Es ist so still. Niemand redet. Mir ist kalt und ich fühle mich nicht gut. Soll ich etwas sagen? Ich glaube Mama und Papa geht es nicht gut. Ich denke, ich sollte etwas sagen…
Vielleicht lasse ich es doch lieber sein. Was soll ich eigentlich mit den ganzen Büchern machen? Muss ich die alle lesen? Ich würde viel lieber mit Autos spielen..anstatt dieses doofe Buch zu lesen. Dann sind das auch noch so viele. Ich möchte nur noch hier weg. Ich frage mich, wie Mama und Papa diese Stille aushalten. Wenn keine Stille herrscht, dann reden sie über Sachen, die ich eh nicht verstehe..ich glaube, dass meine neue Oma und mein neuer Opa mich nicht lieb haben. Ich möchte zu meiner richtigen Oma. Ich will nur noch hier weg. Ich fühle mich hier so unwohl. Ich hoffe, dass wir hier nie wieder her müssen. Das wünsche ich mir..ich hoffe, dass Mama das auch so sieht..sie haben mich doch eh nicht lieb, also was soll ich dann hier? Ich werde einfach warten, bis das endlich vorbei ist..und wir gehen können..Nie wieder will ich hier her kommen..ich hoffe, dass es Mama und Papa auch so geht. Ich weiß, dass sie es vor allem aus Liebe zu mir machen. Aber ich möchte das nicht. Das sind nicht meine Großeltern.
Simons Vater schreibt einen kurzen Brief an seine Eltern. Überlegt, was ihr als die Eltern von Simons Vater antworten würdet. Wie würdet ihr reagieren?
Ich habe lange überlegt, was und ob ich euch schreiben soll. Aber ich habe mich nun endlich dazu entschieden, es doch zu tun. Ich möchte gar nicht solange drum rum reden, denn ihr kennt meine Beweggründe, wieso ich gegangen bin. Ihr habt mich im Stich gelassen. Aber viel wichtiger ist, dass ihr euren einzigen Enkel nicht einmal kennt. Wisst ihr überhaupt was das alles für Simon bedeutet? Er sieht, wie andere Kinder von ihren beiden Großeltern abgeholt werden. Er hört, dass beide Elternteile Eltern haben und kennt euch bis jetzt nicht einmal. Ich bin für mich und meine Familie damals geflohen. Wisst ihr eigentlich was ich in der gesamten Zeit durchmachen musste? Habt ihr mich jemals gefragt, wie es mir dabei ging? Habt ihr je auf meine Gefühle und Wünsche Rücksicht genommen? Aber ich bin mir gerade egal, denn mir gegenüber habt ihr genug gezeigt..
Aber was ist mit Simon? Findet ihr nicht, dass er es verdient hat von beiden Großeltern lieb gehabt zu werden? Möchtet ihr ihn denn gar nicht kennenlernen? Seid ihr nicht auch traurig, wenn ihr andere Enkel seht..? Denkt ihr nicht einmal an uns? Das sind Fragen, die mir im Kopf herum schwirren. Aber leider bekomme ich darauf keine Antwort. Es tut mir einfach im Herzen weh mit anzusehen, wie sehr mein eigener Sohn darunter leidet. Aber ich werde nicht so sein, wie ihr. Ich werde meinen Sohn in Allem unterstützen, wo ich nur kann. Ich werde ihm zuhören und ihm helfen. Ich werde ihn lieben und egal wohin sein weg ihn auch treibt, werde ich an seiner Seite stehen. Das verspreche ich euch.
Ich bitte euch aus diesem Grund inständig, über meine Worte nachzudenken. Wenn ihr es nicht mir zu Liebe tun könnt, dann tut es für euren einzigen Enkel. Denn das hat er nicht verdient. Ich würde mich für Simon über eine Nachricht von euch freuen.
Aufgabe: Simon wird als einziger nicht von seinen Großeltern abgeholt. Er spielt mit einem Kind im Sandkasten, welches ihm erzählt, dass er von seiner Oma abgeholt wird. Simon ist sehr traurig..
Wie könnte der Dialog enden? Kreiert ein Ende, welches passend wäre.
Maik (der fremde Junge im Sandkasten): Holt dich heute wieder deine Mama vom Kindergarten ab?(abgleitet vom Buch)
Simon: Ja?(abgeleitet vom Buch)
Maik: Mich holt heute nämlich meine Oma ab! (abgeleitet vom Buch)
(Ab jetzt eigener Beitrag):
Simon: Wirst du oft von deiner Oma abgeholt?
Maik: Ja sehr oft! Sie wohnen 5 min von uns entfernt und wir sehen uns jeden Tag
Simon: Ich verstehe das nicht..
Maik: Was verstehst du nicht..? Ist alles in Ordnung..? Habe ich etwas falsches gesagt?
Simon: Nein..es hat nichts mit dir zu tun..Ich vermisse nur meine Oma..ich werde nie von meiner Oma abgeholt. Ich wünschte es wäre anders. Meine Oma sehe ich sehr selten..und das auch nur alleine..
Maik: Wo wohnt denn deine Oma?
Simon: Ich weiß es leider nicht..ich verstehe es auch nicht..ich weiß nur, dass ich der einzige bin, der zu meiner Oma darf..meine Mama bringt mich immer zum Bahnhof und geht dann wieder..Sie fehlt mir so sehr..
Maik: Zum Bahnhof?
Also bei mir ist das anders. Meine beiden Großeltern holen mich immer abwechselnd ab. Ich sehe beide sehr sehr oft. Jedes Fest verbringen wir als Familie zusammen..
Welches Wissen und welche Vorstellungen von und über die DDR werden in den Kinder- und Jugendliterarischen Texten vermittelt? (Tuana)
In den meisten Fällen werden die Folgen der Umbrüche um 1989 sehr unterschiedlich dargestellt. Besonders spielt die Wende und die Wiedervereinigung eine Rolle, denn nach der Zeit des Umbruchs standen Freiheiten, sowie gleichzeitig Verunsicherungen und Existenzängste im Vordergrund. Das vereinte Deutschland sorgte für prägende Erfahrungen von Neu- und Selbstorientierung, sowie das Gefühl von Verlust und Verunsicherung. Gerade für die Kinder ist dies schwierig zu verstehen. Aus diesem Grund wird versucht, dass Alltagsgeschichten, beziehungsweise Kindheitsgeschichten in unterschiedlichen Facetten und Farben, das Kindsein in der DDR lebendig zu inszenieren. Dies wird in den meisten Fällen in Comics sichtbar. Zur damaligen DDR zeit wurde es verboten darüber zu sprechen, was genau passiert ist. Auf Grund der Sprachlosigkeit wurde einiges erst nach dem Jahr 1989 erzählt. Gerade auch literarische Texte, sowie Autobiographien haben es möglich gemacht, die Erfahrungen der Menschen nachvollziehen zu können. Die Literatur der DDR war von Hoffnung und Enttäuschungen geprägt. Sie sprach über erlebtes Glück und erlittenes Unrecht. Jedoch ging es nicht nur um gesellschaftlich-politische Dimension, sondern auch um die Art und Weise, wie Menschen die Spannungsverhältnisse erfahren mussten. Jede Literatur hatte natürlich einen Bezug zur persönlichen Identitätsbildung. Einige sprechen über die Hoffnung die sie hatten, sowie über die Wunschwelt, die sie sich selbst aufgebaut hatten.
Sehen Sie sich die Paratexte an (Klappentext, Cover, Widmung, Vorwort, Nachwort, etc.). Spielen diese im Hinblick auf das Seminarthema eine besondere Rolle? (Leonie)
drüben! – Simon Schwartz
Cover: Eltern mit Kind auf dem Arm (verunsichert/ verängstigt), Mauer, Überwachungsturm
Widmung: für die Elternkein
Vor- bzw. Nachwort
Lilly unter den Linden – Anne C. Voorhoeve
Cover: Straße und Auto (verschwommen), jemand steht hinter einem Fenster und schreibt den Titel an das beschlagene Fenster, nur Finger und Arm sind zu sehen
Thema klar im Klappentext: Lilly will zu ihrer Tante in die DDR („in den Osten“)
kein Vor- bzw. Nachwort
Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß – Manja Präkels
Cover: schwarzes Cover, Titel in roter Schrift
Widmung: Info Ludwig und Silvio Seydaack (beide bereits verstorben)
Klappentext: Begriff „Mauerfall“
Jenseits der blauen Grenze – Dorit Linke
Cover: Strand im Hintergrund (verschwommen), im Vordergrund schwarzer Maschendrahtzaun
Klappentext: Begriffe „DDR“ und „Staatsmacht“
Such dir was aus, aber beeil dich! Kindsein in 10 Kapiteln – Nadia Budde
Cover: gelb, Mädchen mit Springseil schwebend auf dem Kopf, Hund mit Astronautenhelm, Gegenstände/ Tiere/ Menschen schweben durch den Raum
Widmung: für Kian
Klappentext: nicht ein Begriff, der auf DDR weist
Fazit (Tuana): Im großen und ganzen spielen die Paratexte im Hinblick auf das Seminarthema keine besondere Rolle. Teilweise wird es nicht einmal deutlich, dass es in der DDR spielt, da nur wenige Begriffe vorhanden sind, die überhaupt darauf deuten, dass es zur DDR Zeit spielt. In dem Buch: „Such dir was aus“ wird es beispielsweise überhaupt nicht deutlich.
Was wird aus dem historischen Material (Mimesis I) ausgewählt, welche Prinzipien waren für die Auswahl leitend, von welchen Modellen bzw. narrativen Schemata wurden sie gesteuert? (Gansel 2010, S. 35) (Tuana)
Zunächst muss gesagt werden, dass literarische Texte dazu da sind, Plausierungen von kollektiven Erinnerungen zu ermöglichen. Es werden besonders jene Momente hervorgehoben, die für das Individuum in der aktuellen Gegenwart von größerem Gewicht sind. Es gibt drei verschiedene Steorotypen, die von Bedeutung sind:
Stereotyp: Täter-Oper-Topos: Bei diesem Stereotypen werden die Gründe für das Ende der DDR gesucht. Die Erklärungsmuster sind plausibel und führen zu der Schlussfolgerung, dass die inkompetente Funktionsclique den Staat DDR in den Ruin getrieben und die Bevölkerung systematisch belogen wurde Es werden „die da oben“ für die Verhältnisse verantwortlich gemacht. Deutlich wird jedoch nicht, wofür die DDR-Führung, SED-Funktionäre, beziehungsweise „die Bonzen“ Verantwortung tragen.
Widerstandstopos: Dieser Stereotyp ist mit dem Herausstellen eines indirekten wie offenen Widerstands in der DDR der Täter-Oper-Topos verbunden. Der Alltag in der DDR erzeugte ein allgegenwärtiger Repressionsapparat. Es herrschte eine Atmosphäre der Bedrohung und Angst. Selbstverständlich stellte man sich Fragen zur Flucht und Ausreise vor und nach dem Jahr 1989. Wer flieht ist republikflüchtig und gilt als Verräter des Staates.
Feindbild- Lehrer/Eltern: In diesem wird deutlich, dass Eltern und Lehrer als Figurengruppe, auf die schuldhaftes Verhalten projiziert wird. Es wird ihnen mangelnde Zivilcourage, Heuchlertum, Parteiangehörigkeit und Dogmatismus vorgeworfen.
Weitere Informationen werden in dem Artikel „Ossis vs. Wessis“ anhand der Stereotypen genauer erläutert. Das Modell von Rioeur beschreibt die Narrationsforschung. Rioeur unterscheidet zwischen drei Begriffen.
Präfiguration: Dort wird in der Literatur auf die Erinnerungen und die Gedächtnisinhalte eingegangen. Sie sind in der Regel im kulturellen Gedächtnis schon präfiguriert.
Konfiguration: Hier stellt die Literatur die Erinnerungen und Identität in einer jeweils eigenen Konfiguration dar. Es wird sich mit der Frage: „WIE greift der Text Gedächtnisinhalte auf ?“ beschäftigt
Refiguration: Hier wird sich die Frage gestellt, ob ein literarischer Text das Potenzial hat, auf außerliterarische Erinnerungskultur zurückzuwirken.
Wie sind die Proportionen der literarischen Darstellung geartet? Welche Ereignisse, Denk- und Verhaltensweisen der Figuren werden dargestellt, welche ausgelassen? (Gansel 2010, S.35) (Tuana)
Das Erinnerte ist abhängig von psychischer Befindlichkeit des erinnerden Individuums. Besonders hervorgehoben wird schließlich das, was für das Individuum von Bedeutung ist. WAS und WIE sich erinnert wird, hat eine zentrale Bedeutung für die Figuren. Häufig handelt es sich um Analepsen (Rückwendungen). Es werden dadurch einige eigene Erinnerungen wach und Verdrängtes kommt wieder zurück. Das Leben in der DDR wird als ein Leben zwischen Anpassung und Rebellion, Erfahrungen von Repression und Räumen der Freiheit dargestellt. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist der Comic: „Drüben!“ von Simon Schwartz. Auch hier folgen weitere Informationen in den Jurybegründungen, sowie Reflexionen. Die DDR, die Umbrüche um 1998 und ihre Folgen wurden von verschiedenen Generationen und Familien sehr unterschiedlich erlebt. Gerade das wird in verschiedenen Texten/Romanen widergespiegelt. Auch die Wiedervereinigung spielt dort eine wichtige Rolle. Sie wird als Narrative Produktion von Unmittelbarkeit dargestellt, die das geschehen in der Zeit selbst nachvollziehbar werden lassen soll. Sprich es wird darauf geachtet, dass eine erzählerische Form gewählt wird, die den Eindruck von Zeit- und Alltagsnähe herstellt. Ein gutes Beispiel ist hierfür ein Tagebuch.
Wie und durch wen erfolgt ihre Bewertung, in welchen Kontext sind sie gestellt und welches Beziehungsgeflecht (Erzähler, Figuren, Raum) wird aufgebaut? (Gansel 2010, S. 35) (Tuana)
Wenn von der DDR erzählt wird, so sind es meist Texte, in denen Figuren oder Räume unmittelbar an eine historisch konkrete Zeitebene gebunden sind. Das Erzählen selbst verbleibt auch auf dieser Ebene. Es wird ein Spannungsverhältnis zwischen der Basiserzählung (Gegenwartsebene, Erzählendes Ich ) und Analepse (Vergangenheitsebene, Erzähltem Ich) erzeugt. Erzählende Literatur zeigt Lesern anhand von Figuren, ihrem Handeln, ihrem Innenleben und ihren sozialen Beziehungen viele Formen von Identitätsentwicklung. Der literarische Rezeptgonsprozess ist von Identifikation, Alteritätserfahrungen und Selbstreflexion gekennzeichnet. Durch die Verstrickung der Figuren in moralische Konflikte können Texte den Erwerb der moralischen Identität unterstützen.
Spezifische Fragen: Zu den spezifischen Fragen lässt sich nicht viel zu sagen, da sie in den nun genannten Beiträgen beantwortet werden:
Jurybegründungen: – „Drüben!“ von Simon Schwartz – „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“ von Manja Präkels – „Lilly unter den Linden“ von Anne C. Voorhoeve – „Jenseits der blauen Grenze“ von Dorit Linke – „Such dir was aus, aber beeil dich!“ Von Nadia Budde
„Drüben!“ ist ein Comic, geschrieben von Simon Schwartz und ist 2009 im Avant-verlag erschienen. Die Handlung wird vom Autor selbst erzählt. Sie beruht auf einer wahren Begebenheit und spielt in der damaligen DDR Zeit. Sie erzählt die Geschichte seiner Eltern, sowie die Erfahrungen und Erlebnisse, die Simon Schwartz in der DDR mit seinen Eltern miterleben musste. Der Comic beginnt mit einem Einblick in das Leben, welches Simon mit seinen Eltern nach der Flucht der DDR geführt hatte und wie schwer der Anfang in West-Berlin für die kleine Familie war. Simons Vater stammte aus einer Musterfamilie, die auch Mitglied der SED war. Die Eltern seines Vaters waren überzeugte Anhänger der DDR. Seine Mutter hingegen wuchs unter anderen Bedingungen auf. Ihre Familie waren keine Gegner der DDR, aber sie hatten dort Familie und Freunde, die dort gelebt hatten. Auch wenn beide Pädagogik für Mathematik und Kunst studierten, führten sie Lebensstile, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Sein Vater hat es in seiner gesamten Laufbahn sehr schwer, da er schon im Jugendalter in der FDJ aktiv war. Hingegen seine Mutter mit ihren Freundinnen, den nötigen Freiraum hatte, der ihr gut tat. Die Eltern lernten sich auf einer Studentenfeier kennen und konnten diese Zeit noch unbeschwert genießen. Simon merkt als Kind die Unterschiede zum Leben in West-Berlin nicht. Er hat jedoch nur zu den Eltern von seiner Mutter Kontakt. Das unterschiedliche Leben beider Eltern macht sich bemerkbar. Welche Schwierigkeiten die kleine Familie durch diese schwere Zeit bekommt, wie sie es schaffen auszureisen und was aus den anderen Großeltern von Simon wird, möchte ich nicht verraten. Das Buch wechselt ab und an zwischen der Perspektive der Eltern und der Perspektive von Simon. Was ich sehr besonders finde ist, dass das Buch mit einer Information beginnt, die in den meisten Büchern erst am Schluss vorkommt. Sie geht direkt auf das neue Leben in West-Berlin ein, sodass man sich direkt am Anfang über den Weg, wie sie dies geschafft haben, Gedanken macht. Dies macht es schon am Anfang sehr spannend. Das Buch bezieht sich die meiste Zeit auf den Rückblick der Eltern und erzählt ihre Geschichte. Das Besondere jedoch, wie ich finde, sind die eigenen Erfahrungen, die Simon Schwartz immer wieder hervorruft. So kann man sich in seine Lage sehr gut hineinversetzen und kann die emotionale Lage der kleinen Familie besser verstehen. Das Buch wird mit grautönigen Bildern verstärkt. Die Mimik der Figuren reichen vollkommen für das Verständnis aus und brauchen aus diesem Grund beinahe keinen Text, da sie so lebhaft sind. Gerade auch die beiliegenden Texte, sowie Sprechblasen besitzen genau die Informationen, die nötig sind. Man hat beim Lesen nie das Gefühl, dass diese Information überflüssig ist. Dies finde ich sehr wichtig, da ein Buch sehr schnell langweilig werden kann. Jedoch ist dies bei dem Comic „Drüben!“ nicht so. Besonders gut gelungen finde ich, dass man das Buch auf weitere Individuen projizieren kann, da es sicherlich einigen so ging, wie Simon ́s Familie. Der Comic greift das System der damaligen DDR nicht an. Gerade das finde ich sehr bewundernswert, da er als Betroffener ein gewisses Bild des Systems hat und trotz allem versucht objektiv zu bleiben. Er gibt dem Leser die Möglichkeit, sich selbst seine Meinung zu bilden, auch wenn er seine eigenen Erfahrungen in das Buch einbezieht. Ich finde es schön, dass Simon seine eigenen Erfahrungen mit eingebracht hat, denn nur so können Menschen, die sich in der gleichen Situation befanden wie er, sich damit identifizieren und einige Schicksalsschläge durch das Lesen möglicherweise besser verarbeiten. Das Buch ist besonders gut gestaltet und für jedes Kind gut nachvollziehbar. Es ist wie ich finde, sehr schwer Comic ́s zu gestalten, da es ein Zusammenspiel von Bild und Text ist. Jedoch finde ich, dass Simon Schwartz genau das perfekt umgesetzt hat. Insgesamt kann ich sagen, dass es mir als Leser sehr viel Spaß gemacht hat das Buch zu lesen ich es immer weiter empfehlen würde, wo ich nur könnte. Also meine Lieben, ich hoffe, dass meine Rezension euch einen kleinen Einblick in den Comic „Drüben!“ verschafft hat und ihr viel Spaß beim Lesen habt.
„Aber wer erinnert sich heute schon gern daran, wenn er zurückdenkt? Man mag’s ja kaum noch aussprechen, das böse Wort mit O, aber an dieser Stelle ist jetzt kein Entrinnen mehr. Denn eins wurde beim Phänomen Ostalgie beharrlich ignoriert: eine differenzierte Beschreibung dessen, was sich hinter diesem griffigen Schlagwort eigentlich verstecken soll.“[1]
Sicherlich habt ihr schon in der Schule oder durch eure Familie sehr viel über die DDR gelernt, sowie einiges darüber gelesen. Seit der Wiedervereinigung 1989 gibt es eine Menge Literatur und Erzählungen darüber. Viele habt ihr bestimmt im Unterricht behandelt oder auch sogar eigenständig zu Hause aus privatem Interesse gelesen. Die Darstellung der DDR ist jedoch nicht überall identisch. Möglicherweise sind euch einige Falschdeutungen, Ungerechtigkeiten und Vorurteile darüber schon bekannt. Kasper H. Spinner ist der Meinung, dass unsere Identitätsbildung ohne eine Erinnerung nicht denkbar wäre. Hierbei unterscheidet er zwischen dem was uns erzählt wird und zwischen dem, was wir durch Literatur/Schule vermittelt bekommen.
Erinnerungen durchs Erzählen Wenn uns jemand ein gravierendes Ereignis erzählt, so stellen wir uns dieses in unseren Köpfen vor. In den meisten Fällen können wir unsere eigenen, erlebten Geschehnisse aus der Vergangenheit damit vergleichen und uns somit mit unserem gegenüber identifizieren. Eigene Erinnerungen, sowie Vorstellungen werden durch unseren Gegenüber geweckt und möglicherweise verdrängtes wieder hervorgeholt. Durch diese geweckten Erinnerungen, sowie auch Vorstellungen entwickeln wir einen gewissen Gefühlsbezug zu dem erzählten Geschehnis. Kennt ihr das nicht auch manchmal, wenn euch jemand etwas trauriges erzählt, dass ihr automatisch auch traurig werdet, weil ihr mit dem Jenigen mitfühlt? Ihr schafft unterbewusst ein sogenanntes Emotionales Bild. Erzähltes ist jedoch nicht gleich Erzähltes. Man unterscheidet beim Erzählten zweierlei: Man unterscheidet zwischen kommunikativem Gedächtnis und kulturellen Gedächtnis. Das kommunikative Gedächtnis ist, wenn ihr zum Beispiel von euren Freunden etwas erzählt bekommt. Es ist meist immer alltagsbezogen und sehr nah an eure Interessen gebunden. Das kulturelle Gedächtnis hingegen ist, was ihr meist von eurer Familie weiter vermittelt bekommt, wie zum Beispiel Traditionen oder alte Denkweisen, die beibehalten werden sollen. Beides hat einen großen Einfluss auf unsere (eure) spätere Identität, denn damit können wir unsere Vergangenheit, sowie unsere Zukunft reflektieren.
Erinnerung durchs Erzählen an die DDR Nun wie ist es aber beim Erinnern an die DDR? Wie wir oben schon gesagt hatten, spielen hier die beiden Erzählformen eine große Rolle. Wenn man an die DDR durch Erzählungen zurück denkt, so entsteht eine gewisse Spannung zwischen dem kommunikativem und kulturellem Gedächtnis. Täglich nehmen wir unsere Erfahrungen, Geschehnisse und Erlebnisse mit. Sie machen uns zu dem wer wir sind. Unsere Familie, Freunde, sowie die Lehrer in der Schule steuern dazu bei. Wenige Jugendliche haben heutzutage noch Familienmitglieder, die die Geschehnisse in der DDR noch selbst miterlebt haben. Die meisten sind leider verstorben und nur die nachfahren können die Erzählungen derer wiedergeben. So entsteht jedoch eine gewisse „Tradition“ (Denkweise), die an uns, auch wenn nur über dritte, so gut wie es nur geht weitergegeben wird. Die Familie versucht die positiven Dinge aus diesen schlechten Ereignissen festzuhalten, um somit das Gemeinschaftsgefühl zu verbessern. Hingegen die Gespräche in der Schule, sowie die mit Freunden, verlaufen eher negativ. Die DDR wird als Unrechtsstaat angesehen und die positiven Dinge bleiben aus. So werden wir mit einer traurigen, aber doch schönen versuchten Tradition, sowie mit einem verankerten negativen Bild der DDR konfrontiert.
Erinnerungen an die DDR durch Literatur Hattet ihr das schon einmal, dass euch ein Buch so fasziniert hat, dass ihr euch selbst in dieser Lektüre wiederfinden konntet? Auch das Lesen von Lektüren kann unsere Identität äußerst beeinflussen. Durch das auseinandersetzen mit einigen Situationen in einem Buch, wird diese geprägt. Die sprachlichen Stilmittel, wie zum Beispiel wörtliche Rede oder ein innerer Monolog können dabei helfen, innere Gefühle darzustellen Aber was hat das mit der DDR zu tun? Wie oben schon erwähnt wird mittlerweile besonders in der Schule das negative Bild der DDR versucht aufrecht zu erhalten. Die Lektüren der DDR behandeln Themen, die meist in der Schule behandelt werden, wie zum Beispiel: Hoffnung und Enttäuschung, also der Einblick in die „Wunschwelt“ und Einsicht in reale Zwänge oder Utopie und Versagen und viele Themen mehr. Die DDR ist für Schülerinnen und Schüler somit nicht mehr nur Inhalt des kommunikativen Gedächtnisses, sondern nur noch des kulturellen Gedächtnisses. Jeder Mensch hat eine andere positive, wie auch negative Auffassung der DDR. Es haltet sich somit Vermittlungen von Träumen, die Menschen mit dem Entstehen der DDR verbunden haben, sowie auch eine kritische Sicht auf das System und die Erfahrung von Unterdrückung.[2]
Zusammengefasst lässt sich jedoch sagen meine Lieben, dass ihr selbst entscheidet, was ihr für positiv, wie auch negativ haltet. Klar ist, dass die Menschen, die in der DDR gelebt haben mehr aussagen treffen können, als das was wir vielleicht durch eine Lektüre aufschnappen. Außer es handelt sich um eine Biographie.
Macht euch euer eigenes Bild und bleibt euch selbst immer treu! Viel Spaß beim weiteren stöbern! Eure Tuana 🙂
[1] Rusch, Claudia: Richtige Gefühle im falschen Staat: Erinnerungen an die DDR. URL: https://www.welt.de/print-welt/article343959/Richtige-Gefuehle-im-falschen-Staat-Erinnerungen-an-die- DDR.html [abgerufen am: 25.06.2020].
[2] Spinner, Kasper H.: DDR-Erinnerung und Identität. In: Führer, Carolin (Hrsg.): Die andere deutsche Erinnerung. Tendenzen literarischen und kulturellen Lernens. S. 29-37.
Hallo, hier findest du die Rezension zu dem Buch “Such dir was aus, aber beeil dich – Kindsein in 10 Kapiteln” von Nadia Budde. Die Rezension ist ein kurzer Film in Form eines Bookslams. Der Sprecher in dem Bookslam ist das Buch selber, welches seine Kapitel zu Wort kommen lässt, damit sie sich dir vorstellen. Viel Spaß beim Zusehen und Kennenlernen des Buches! Deine Ecem 🙂
P.S.: Um das Video anschauen zu können, ladet euch einfach die Datei herunter und schaut es am besten auf einem Computer oder Laptop an, um die Datei auch wirklich öffnen zu können.
Aufgabe: Versetz dich in die Lage von Simons Mutter als sie Simon in den Ferien zu ihren Eltern schickt und an der Grenze der DDR steht. Was denkt sich die Mutter in diesem Moment? Wie fühlt sie sich? Schreibe hierzu den inneren Monolog zu Ende. Viel Spaß! Eure Lorin
Was mache ich nur hier? Was ist wenn etwas schief läuft bis er wieder kommt? Aber wie soll er sonst wenigstens seine einzigen Großeltern kennen lernen und lieben lernen, die zu ihm Kontakt haben möchten? Ach.. ich weiß nicht weiter.. Soll ich ihn doch lieber mit zurücknehmen? Nein diese Chance nimmst du ihm nicht weg.. er hat eh niemanden.. wenn doch nur die Großeltern seines Vaters dabei wären, dann wäre alles einfacher und wir hätten Schutz von beiden Seiten.. ach armer Simon.. es tut mir so weh in welchen Zeiten du erwachsen werden musst..
Hallo! 🙂 Hier findet ihr einen Bookslam zu Lilly unter den Linden. Es spricht Lilly und sie stellt sich immer wieder in ihren verschiedenen Lebensabschnitten vor. So bekommen wir nicht nur eine kurze Zusammenfassung über das Buch, sondern auch einen Einblick in ihre Gedanken und Gefühle. Viel Spaß beim Hören 🙂
Als Mimi aus Berlin zurückkehrt, nimmt sie sich vor, Oliver noch einmal einen Brief zu schreiben, um ihren Gedanken und Gefühlen freien Lauf zu lassen…Viel Spaß beim Lesen! Eure Lorin 🙂
Hallo Oliver, oder möchtest du als „Hitler“ angeschrieben werden? Du fragst dich sicherlich wieso du das jetzt lesen musst. Oder wieso ich dir schreibe. Gerade dir! Ich bin enttäuscht Oliver. Enttäuscht von dir und deiner neuen Persönlichkeit. Ich schreibe dir weil ich deine Gründe darüber erfahren möchte, wieso du das alles getan hast oder sogar noch tust? Was fällt dir überhaupt ein? Du ziehst meinen Bruder in deinen Nazischeiß! Wann bist du ein so abscheulicher Mensch geworden? Ich sage dir eins. Zieh meine Familie nicht in deinen egozentrischen Kack rein. Nur weil du ein scheiß Nazi geworden bist, möchten dir nicht alle auf diesem Weg folgen. Es reicht ja schon, dass du den Großteil unserer Freunde damit verdorben hast! Ihr habt unser schönes Dorf zerstört. Ihr habt es dazu gebracht, dass wir unsere Heimat verlassen vor ANGST! Naja vor dir habe ich keine Angst. Ich habe Angst vor deinem neuen Ich. Nicht nur Angst. Ich empfinde euch gegenüber Hass. Was haben euch diese Menschen angetan? Wieso müsst ihr sie so diskriminieren. Ach was erzähl ich da? Ihr diskriminiert ja sogar die, die euch nicht folgen. Ist es dein Vater? Hat er dich zu dem gemacht was du heute bist? Leidest du unter der Demenz deiner Mutter? Du musstest nie alles in dich hinein fressen. Ich war da! Ich war immer für dich da. Ich bin jetzt wieder in Havel. Wenn du möchtest können wir uns treffen und reden. Ich weiß, dass unsere Freundschaft nicht umsonst war. Aber komm bitte alleine. Oder weißt du was? Ich traue dir nicht. Lass mich und meine Freunde in Ruhe. Ich hoffe wirklich du gehst noch den richtigen Weg. Ich wünsche dir alles Gute auf deinem weiteren Weg. Vielleicht denkst du ja mal wieder an mich, wenn du Schnapskirschen isst.
ich schlafe nun schon meine dritte Nacht in Folge in diesem scheußlichen Schuppen in unserem Garten. Aber selbst das ist mir lieber, als wieder da hoch zu gehen.
Trotzdem ist mir langweilig hier unten. Und es ist arschkalt. Die Decken und alten Jacken hier wärmen mich nicht und aus Langeweile schreibe ich jetzt schon in mein altes Tagebuch, das ich hier gefunden habe.
Wie dem auch sei, Lilly ist immer noch da drin, gemeinsam mit Lena und Papa und Till. Papa bringt mir regelmäßig Essen vorbei aber Lena ist noch gar nicht zu mir gekommen. Klar, jetzt wo sie Lilly hat. Ist auch egal, ich brauche Lena nicht bei mir. Es ist ja klar, dass Lena sich für Lilly entscheidet, wenn sie sich zwischen ihr und mir entscheiden kann. Genau wie damals.
„Ich bin schwanger, verhalte ich mich vernünftig und kann mein Kind auf die Welt bringen und jeden Tag mit ihr genießen oder sollte ich meiner dummen Schwester hinterher, ihr bei der Flucht helfen und mein Kind jahrelang nicht sehen? Achhh.. ich mache mal lieber was Dummes.“ – typisch Lena!!!!!
Ich verstehe gar nicht, was die hier will. Wieso taucht Lilly hier einfach nach Lust und Laune auf? Und jetzt werden wir wieder in Schwierigkeiten geraten, als wäre einmal nicht genug.
Erst will die Mutter von hier wegfliehen – Schwierigkeiten für uns
Dann will die Tochter hierher fliehen – Schwierigkeiten für uns!
Ich habe die ersten Jahre meines Lebens getrennt von meiner Mutter verbringen müssen, deretwegen. Und ich kann nicht nachvollziehen, wie meine besagte Familie den gleichen Mist noch einmal durchmachen möchte…
Naja. Falls ich überhaupt deren Tochter bin und nicht. Naja egal.
Hanna: Da bist du ja! Ich habe dich gesucht. Die Schnur muss abgerissen sein. Ein Materialfehler. Das kann mal passieren. Ich habe mich umgeguckt und konnte dich nicht finden. Ich wusste, dass du schonmal vorschwimmen wirst. Ich wusste, dass du hier auf mich warten wirst. Ab und an, da hatte ich etwas Angst um dich aber ich wusste, dass
Andreas: Hanna stopp. Hör mir zu. Ich habe die Schnur durchgeschnitten.
Hanna: Wwas? Nnein, das hast du nicht. Du hast das Messer in die Tasche gelegt. Es war später nicht mehr drin aber es ist dir sicherlich runtergefallen. Du würdest das niemals tun!
Andreas: Ich habe das Messer nicht fallengelassen. Ich habe es behalten und die Schnur damit getrennt, als du deinen Rhythmus gefunden hattest.
Hanna: Was erzählst du da? Das würdest du niemals tun! Du würdest mich niemals im Stich lassen! Sag, dass du es niemals tun würdest.
Andreas: Doch Hanna. Aber ich habe es für dich getan.
Hanna: Für mich getan? Du hast mich im Stich gelassen! Wir sind zusammen losgeschwommen. Wir wusste, dass wir es nur zusammen schaffen können. Wir wussten es doch, wir waren nur gemeinsam stark! Und jetzt stehst du vor mir und redest von
Andreas: Hanna! Ich stehe nicht vor dir. Ich bin gar nicht da.
Hanna: Was? Aber ich sehe dich doch. Du hast es irgendwie geschafft Andreas. Wir sind doch hier.
Andreas: Ich musste die Schnur durchtrennen, weil ich zu langsam war. Ich habe dich gebremst. So hätten wir es niemals geschafft, ich war am Ende meiner Kräfte. Ich konnte einfach nicht mehr. Aber du hattest eine Chance. Du würdest überleben und du hast es auch geschafft. Aber ich nicht Hanna. Ich habe es nicht geschafft.
Hanna: Wie? Wie kannst du es nicht geschafft haben? Ich sehe dich. Du bist hier an der Küste und hast auf mich gewartet. Du bist doch bei mir.
Andreas: Es stimmt, dass ich bei dir bin. Aber ich stehe nicht neben dir an der Küste. Ich werde immer bei dir sein. Aber von hier oben aus. Und ich werde dich dein ganzes Leben beschützen, bei jeder Welle, die auf dich zukommt.
Ich kann fremde Stimmen um mich herum hören. Ich bin verwirrt, denn Andreas vertraute Stimme ist weg.
Hallo ihr Lieben! Über diesen Link gelangt ihr zu unserem Podcast, der von den fünf Büchern in diesem Blog handelt. Sie werden in den Themen Kindheit, Flucht sowie Gut & Böse miteinander verglichen. Die Fotos die ihr hier seht, werden in dem Podcast angesprochen also schaut sie euch gerne an. Viel Spaß! 🙂 Lorin und Ecem
Budde, Nadia: Fahrstuhl auf! In: Such dir was aus, aber beeil dich! Kindsein in zehn Kapiteln. 4. Aufl. Fischer Tschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2010.Budde, Nadia: Fahrstuhl auf! In: Such dir was aus, aber beeil dich! Kindsein in zehn Kapiteln. 4. Aufl. Fischer Tschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2010.
Lilly: Für mich ist die DDR meine Heimat. Gut, ich bin in Hamburg aufgewachsen aber in der DDR ist meine Familie und da gehöre ich hin. Schlechte Politik? Was spielt das für eine Rolle, wenn meine Familie dort lebt? Außerdem ist es dort gar nicht so schlimm und nicht alle möchten von dort weg! Lange Schlange zu stehen und sich am Ende überraschen zu lassen, was es überhaupt zu kaufen gibt ist doch ganz spannend, das ist wie ein kleines Geschenk! Ach und in der DDR gibt es so kleine Trabis, die sehen echt lustig aus. Ich mag es dort und wie sollte man sein zu Hause auch nicht mögen? Zu Hause ist, wo die Familie ist.
Jenseits der blauen Grenze
Hanna: Für mich ist die DDR die Hölle auf Erden! Kontrolle und Überwachung! Keine freien Entscheidungen. Nicht einmal freie Gedanken darf man haben. Ja, ja, ich weiß, dass meine Familie dort lebt aber ich kann dort nicht leben. Die DDR nimmt mir alles. Meine Bildung, meine Träume, meine Freiheit und wenn es möglich wäre sogar noch meine Gedanken. Für mich ist die DDR ein schlechtes Schicksal, aus dem man nur schwer entkommt. Aber ist der Tod denn viel schlimmer, als das Leben dort? Ein Versuch ist es Wert, denn so besteht die Möglichkeit, zu entkommen. Aber eine Möglichkeit zu einem richtigen, freien Leben in der DDR? Nein, die gibt es nicht.
Such dir was aus aber beeil dich. Kindsein in 10 Kapiteln
Kind: Die DDR ist für mich also ich kann hier viel spielen. Ich kann auch meine Großeltern Land besuchen und die kommen manchmal hierher aber sie sagen unser zu Hause erinnert sie an ihre Hühnerställe. Ja und hier in diesem Haus gibt es ein Hausbuch da muss der Westbesuch eingetragen werden aber die Dame weiß auch sowieso immer wer wann Besuch bekommt, ohne es ihr zu sagen. Ja und außerdem hängen manchmal an Häusern Transparente aber die kann man zerschneiden und damit spielen. Hier lebe ich; das ist die DDR.
Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß
Mimi: Ich hasse die DDR! Sie hat mir Freunde genommen. Sie hat mir die Perspektive zum Leben genommen. Sie hat mir die Beziehung zu meinen Eltern genommen. Sie hat mir mein ganzes Leben genommen. Immer wieder muss ich mich aufrappeln und keine Angst zeigen, obwohl ich sie habe! Ich bin doch ein Kind. Ich darf doch Angst haben. Aber was wird dann aus meinem kleinen Bruder? Wenn ich mich nicht wehre, wird er auch ein scheiß Gorilla wie OLIVER!
Drüben!
Simon: Ich hatte einerseits einen Bezug zur DDR und anderseits nicht. Ich kann nur aus Erzählungen meines Vaters berichten und aus Erinnerungen aus meiner Kindheit. Ich konnte meine Oma also Mama’s Mama jederzeit besuchen aber leider ohne meine Mutter. Sie und mein Papa hatten nach der Ausreise ein Einreiseverbot in die DDR. Meine Mama konnte ihre eigene Mama nicht besuchen und hat mich immer mit ihrer Arbeitskollegin rübergeschickt. Sie hatte aber immer Angst, dass man mich nicht zurücklassen würde. Bei meiner Oma hatte ich einen riesen Spaß. Meine anderen Großeltern wollten keinen Kontakt zu meinem Papa. Er war für sie ein Verräter. Versteh ich nicht.
Warum beinhaltet der Titel des Buches „Schnapskirschen“? a) ( ) weil es zu der DDR Zeit üblich war, dass es Schnapskirschen nur ganz selten gab. b) ( ) weil Mimi und Oliver auf unzähligen Geburtstagsfeiern massenhaft Schnapskirschen aßen. c) ( ) weil Mimi’s und Oliver’s Mütter so oft Schnapskirschen miteinander aßen, dass Mimi und Oliver’s ich irgendwann anfreundeten
Mimi fängt an als Reporterin zu arbeiten weil.. a) ( ) … Ihre Mutter ihre Arbeit verloren hat und keiner da ist, der ihrem schwerkranken Vater finanziell helfen kann. b) ( ) … weil sie seit ihrer Kindheit davon träumt, irgendwann Reporterin zu werden. c) ( ) … weil ihr Vater sie sonst von Zuhause rausschmeißen würde.
Die Pionierrepublik ist … a) ( ) ein geschlossene Gesellschaft, die gegen den Sozialismus ist. b) ( ) eine Art Jugendlager für Schülerinnen und Schüler, die durch besondere sozialistische Leistungen auffallen. c) ( ) eine Pfadfindergruppe.
Drüben!
Simon’s Großeltern väterlicherseits reagieren auf den Antrag der Ausreise ihres Sohnes.. a) ( ) traurig aber verständnisvoll b) ( ) entscheiden mit auszureisen c) ( ) wütend und brechen den Kontakt ab
Warum reisen Simons Eltern nie in die DDR um die Eltern von Simons Vater zu besuchen? a) ( ) Simons Eltern wollten weder die Eltern der Mutter noch die Eltern des Vaters besuchen. b) ( ) Sie hatten kein Geld für die Reise. c) ( ) Die Eltern durften nicht mehr in die DDR einreisen.
Wann kommt Familie Schwartz in West-Berlin an ? a) ( ) 1981 b) ( ) 1984 c) ( ) 1988
Lilly unter den Linden
Wieso lautet der Titel des Buches „Lilly unter den Linden“? a) ( ) Lilly wurde unter den Linden geboren. b) ( ) Das Buch spielt in der Unter-den-Linden Straße. c) ( ) Lillys Eltern trafen sich immer unter den Linden.
Lilly flieht von Hamburg in die DDR, weil… a) ( ) … ihr Freund dort lebt und nicht nach Hamburg kann. b) ( ) … ihre einzige Familie in der DDR ist. c) ( ) … sie in Hamburg vom Staat verfolgt wird.
Warum möchte Katrin Lilly nicht bei sich zu Hause haben? a) ( ) Sie hat Angst, dass ihre Mutter Lilly mehr Aufmerksamkeit geben wird. b) ( ) Lilly und Katrin haben sich als Kinder sehr dolle gestritten. c) ( ) Sie sauer auf Lillys Mutter und ihre Taten.
Jenseits der blauen Grenze
Warum machen Hanna und Andreas ihr Abitur nicht mehr? a) ( ) Sie sind in Schwierigkeiten mit dem Staat. b) ( ) Die beiden sind zu schlecht in der Schule. c) ( ) Sie wollen kein Abitur, da sie sowieso in den Westen möchten.
Die beiden verlieren sich im Meer nicht, weil sie… a) ( ) … gegenseitig ihre GPS Signale empfangen. b) ( ) … Hand in Hand schwimmen. c) ( ) … mit einer Schnur an ihren Handgelenken verbunden sind.
Wieso nehmen Sie ein Heft mit auf die Flucht? a) ( ) Um zwischendurch nachlesen zu können, was sie tun müssen. b) ( ) Weil das Heft die einzige Erinnerung an ihre Familien ist. c) ( ) Das Heft ist für Sachsen-Jensi.
Such dir was aus, aber beeil dich!
In dem Buch gibt zwei Arten von Tod, welche sind das? a) ( ) gut und schlecht b) ( ) fröhlich und traurig c) ( ) Stadt und Land
Was ist ein Hausbuch? a) ( ) Ein Buch über die DDR, das dem Haus gehört und nur die Bewohner lesen dürfen. b) ( ) Ein Buch über verschiedene Häuser. c) ( ) Ein Buch, in dem alle Mieter und ihr Westbesuch verzeichnet ist.
Womit wird Zeit in dem Buch verglichen? a) ( ) Eine Busfahrt b) ( ) Ein Kindergarten c) ( ) Das Universum
„Es gibt diesen Witz aus den Neunzigern. Ich weiß nicht mehr, ob ihn mir ein Ost- oder ein Westdeutscher erzählt hat. Er geht so: Was bekommt man, wenn man einen Ossi und einen Wessi kreuzt? – Einen arroganten Arbeitslosen. Okay, er ist nur ein bisschen komisch. Und ja, er stimmt auch nicht. Waren ja schließlich längst nicht alle Westdeutschen arrogant. Aber die Frage nach der Kreuzung, die geht schon in die richtige Richtung.“[1]
Ihr habt bestimmt schon einmal von den Begriffen „Ossi“ und „Wessi“ gehört. Seit der Wiedervereinigung 1989 ist viel Zeit vergangen und trotzdem merken vor allem die Ostdeutschen, dass die Mauer in manchen Köpfen noch nicht ganz verschwunden ist. Es gibt immer noch Vorurteile, Ungerechtigkeiten und Stereotypen und das auch vor allem in der heutigen Kinder- und Jugendliteratur.
Carsten Gansel zum Beispiel unterscheidet in der KJL in seinem Bericht „Atlantiseffekte in der Literatur?“[2] zwischen drei Stereotypen in der DDR:
Der Täter-Opfer-Topos:
Wird nach den Gründen für das Ende der DDR gefragt, so bekommt man immer dieselbe Antwort: rücksichtslose und unfähige Menschen haben den DDR-Staat in den Ruin getrieben und die Menschen, die in der DDR wohnten, belogen. „Die da oben“, also sozusagen die Chefs der DDR werden dafür verantwortlich gemacht. Dabei wird aber niemals deutlich, wofür die DDR-Führung und die SED-Funktionäre die Verantwortung tragen müssen. Die SED war übrigens eine damalige Partei und bedeutete Sozialistische Einheitspartei Deutschlands.
Der Widerstandstopos:
Der Täter-Opfer-Topos hat auch etwas mit dem Widerstand in der DDR zu tun. Im Alltag der DDR gab es eine Organisation, die eine Atmosphäre der Angst und Bedrohung herstellte. Während der DDR wurde also eine Menge an Widerstand und Verfolgung erlebt. Viele haben sich selbst auch Fragen um Flucht und Ausreise vor und nach 1989 gestellt, doch Fliehen war gefährlich! Wer flieht, galt als republikflüchtig und galt als Verräter! Stellt euch das mal vor? Du darfst in deinem eigenen Land nicht hingehen, wohin du möchtest…Anhand der beiden Stereotypen wird die Bevölkerung der DDR also als Opfer dargestellt, jedoch vergessen viele Menschen dabei, dass die DDR über 40 Jahre von vielen Menschen der DDR mitgetragen wurde!
Das Feindbild-Lehrer/ Eltern:
Kennt ihr das nicht auch manchmal? Eltern und Lehrer sind manchmal und in gewissen Situationen ganz schön blöd, weil sie euch etwas vorschreiben wollen oder ihr Ärger bekommt, wenn ihr Blödsinn gemacht habt…Auch in der Literatur zählen Eltern und Lehrer als Figurengruppe, die die Schuld zu tragen hat. Dabei werden sie vor allem mit Eigenschaften, wie mangelnder Mut, Heuchlerei, Anpassung oder Parteihörigkeit ausgestattet. Dadurch wird ein schlechtes Verhältnis oder eine Art Bruch im Verhältnis zwischen Eltern und ihren Kindern aufgezeigt.
Viel Spaß beim Stöbern in den Büchern nach Stereotypen und Vorurteilen!
Eure Leonie 🙂
[1] Bangel, Christian: Jetzt kommen die Wossis. URL: .https://www.zeit..de/gesellschaft/2019-05/deutsche-wiedervereinigung-ostdeutsche-westdeutsche-wossi [abgerufen am: 18.06.2020].
[2] Gansel, Carsten: Atlantiseffekte in der Literatur? Zur Inszenierung von Erinnerung an die verschwundene DDR. In: Dettmar, Ute u. Oetken, Mareile (Hrsg.): Grenzenlos. Mauerfall und Wende in (Kinder- und Jugend-) Literatur. Winter GmbH, Heidelberg 2010, S. 17-49.
Weitere ausgezeichnete Titel aus der jüngeren KJL, die ebenfalls von der DDR erzählen sind unter anderem (Lorin):
– Krokodil im Nacken, Preisträger im Jahr 2003, indem es darum geht, dass Manfred Lenz versucht mit seiner Familie aus der DDR zu flüchten. Es bleibt leider bei einem Versuch, da sie in Burgas, in Bulgarien verhaftet werden. Autor: Klaus Kordon
– Falsch gedacht, nominiert im Jahr 2002, in dem es darum geht, dass ein 16-jähriger Held und dessen Freunde, alles junge idealistische Toren voller Übermut, schmerzhafte Erfahrungen mit der DDR machen. Autor: Sigurd Pruetz
– Ich bin der King. nominiert im Jahr 1998, dass in der Wende- und Nachwendezeit spielt und die Jugend in Ostdeutschland beschreibt. Hierbei geht um Auswüchse in Alkohol, Satanismus, Graffiti und Rechtsradikalismus als Reaktion auf die Perspektivlosigkeit. Autor: Günter Saalmann
– Treffpunkt Weltzeituhr Preisträger im Jahr 1985, das von einem Mädchen handelt, das vier Jahre nach der ungewollten Verbringung in die Bundesrepublik, auf einer Klassenfahrt nach Berlin noch einmal ihre ganze Erlebnisse und Probleme während der DDR überdenkt. Autor: Isolde Heyne
• Jurybegründung vom Arbeitskreis Jugendliteratur (Lorin) Die Jurybegründung gibt zunächst an worum es in dem Buch geht. Sie lobt die detaillierte Komposition aus den Realitätsausschnitten von der Kindheit von Schwartz und den knappen Dialogen. Außerdem fließt in die Begründung die Gegenüberstellung der biographischen Kontexte der Eltern ein. Zum einen die positiven Ereignisse mit dem entstehen der DDR als auch die negativen mit der kritischen Sicht auf das neue System. Die Jury lobt die Lebhaftigkeit sowie die spannungsreichen Momente. Laut der Jury ist es interessant wie differenziert die einzelnen Meinungen und Denkprozesse der DDR Bürger den Jugendlichen nahegebracht werden. In der Jurybegründung geht es also hauptsächlich um den Bezug zu der DDR.
• Rezension von der Zeit Online – Frank Magdans, 7.November 2009 (Ecem) Die Rezension beginnt mit der Information, dass Simon Schwartz selbst Sohn eines Ehepaars ist, das das System der DDR nicht mehr aushielt und in den Westen floh. Es folgt ein Kommentar darüber, dass es offensichtlich sei, dass ca. 20 Jahre nach dem Mauerfall Geschichten über das Leben in der damaligen Zeit folgen würden.
Dass Schwartz in seinem Comic die Gründe für die damalige Flucht seiner Eltern beschreibt, ist in der Rezension von großer Bedeutung.
Nach einer knappen Inhaltsanalyse trifft Magdans Aussagen darüber, dass das Comic nicht das System der DDR verurteilt, sondern das Innenleben der Figuren offenlegt. Neben einigen Bewertungen der Illustrationen, welche auch in Verbindung mit der Darstellung der DDR gebracht werden, handelt die Rezension überwiegend von dem Bezug des Buches zur DDR. Auch sagt Magdans, dass das Comic nicht als moralischer Zeigefinger fungiert, sondern einen persönlichen Rückblick zu den Gründen der Flucht seiner Eltern darstellt.
• Jurybegründung von deutscher Jugendliteraturpreis (Tuana): Der Jurybegründung kann in vollem Umfang zugestimmt werden. Sie beginnt zunächst mit einer kleinen allgemeinen Einleitung über die generelle Situation der damaligen Zeit und wie sich die meisten Menschen fühlten. Die Jury gibt positive Resonanz über die Darstellung der Realitätsausschnitte, die Schwarz als eigene Kindheitsgeschichte in kurzen Dialogen wiedergibt. Dieser kann nur zugestimmt werden, da wie ich finde, diese dem Leser damit einen besseren Einblick geboten wird. Im Buch werden sowohl die Wünsche und Träume der Menschen, als auch die Schwierigkeit diese zu erfüllen in den Vordergrund gestellt. Auch hier geht die Jury explizit darauf ein und lobt die Gegenüberstellung beider Parteien. Jedoch finde ich, dass die Schwierigkeiten, beziehungsweise die Hürden, die sie erleben müssen deutlich mehr in den Vordergrund gestellt werden, als die Wünsche, die ihnen auf Grund der damaligen Situation nicht möglich waren zu erfüllen. Diese werden besonders in diesen Passagen deutlich:
„Er hatte eigentlich freie Kunst studieren wollen, war aber aufgrund eines Lehrermangels in der DDR dazu überredet worden, Mathematik- und Kunstlehrer zu werden“
„Sieh mal, da ist doch auch etwas Malen mit dabei und danach kannst du immer noch Kunst studieren“ – „Allerdings sagte man ihm damals keiner, dass man in der DDR kaum zweimal studieren durfte.“ ( S. 40 )
„Wir möchten aber nach West-Berlin ausreisen“ – „Was glauben Sie eigentlich, wer sie sind?! West-Berlin ist eine selbstständige politische Einheit! Das geht gar nicht!“ ( S.97- 99 )
Die Jury lobt die objektive Darstellung der lebhaften schwarzweiss Bilder und hebt besonders die Spannung, die dadurch aufkommt in den Vordergrund. Dieser kann ich nur zustimmen, da auch mich beim lesen dieses Buches die Bilder sehr angesprochen haben und mich dabei unterstützt haben, sich die Situation bildlich vorstellen zu können. Diese werden auf allen Seiten des Buches sichtbar. ( S. 7- 108)
• Rezension (Tuana): Der Rezension kann im großen und Ganzen zugestimmt werden. Wie auch in der Rezension schon beschrieben, handelt das Buch über Simon Schwarz, der seine eigene Kindheit und selbst als Sohn eines Ehepaars, welches aus der DDR geflohen ist, beschreibt. Nach einer kurzen Inhaltsangabe wird schnell klar, dass die Familie von Simon Schwarz einiges auf sich nehmen musste, um endlich glücklich zu werden. In der Rezension wird erwähnt, dass der Vater den Entschluss gefasst hätte, in den Westen auszureisen, man jedoch nicht weiterlesen brauch, da man weiß, was passiert. Dem kann ich nur zustimmen. Gerade in der Mitte des Buches lässt sich sehen, dass der Vater es ziemlich schwer hat. Er wird innerhalb seiner Zeit ständig mit der damaligen Situation konfrontiert und gilt als Verräter, weil er sein Land verlassen möchte. Er muss sich mit Anschuldigungen rumschlagen, die gar nicht so stimmen. Auch mit seiner eigenen Familie hat er es nicht leicht, da diese den wahren Grund nicht sehen möchten. Dies weist besonders diese Szenen auf:
„Eine Verbindung der beiden Welten, in denen er lebte, schien unmöglich.“ – Versteht ihr, warum man Wolf Biermann ausgebürgert hat? Er hat doch nur konstruktive Kritik an unserem Land geübt.“ – „Ach, wo hast du denn so was her? Iss lieber auf. Dein Essen wird sonst kalt“ ( S. 48-49 )
„Nun, das war letzten Freitag richtig? Da war ich wie immer zuhause und habe mich um meinen Sohn gekümmert.“ ( S. 90- 91 )
Die Rezension bezieht sich hauptsächlich um die Gründe, wieso der Vater sein eigenes Land verlassen hat. In der Rezension wird gesagt, dass die persönlichen Schicksalsschläge von Simon Schwarz auf weitere Menschen, die in der DDR gelebt haben zutreffen. Dem kann ich nur beipflichten, gerade auch für die Menschen, die die gleiche Situation miterleben mussten, sich in dem Buch sicher wiederfinden. Auch wenn sie nicht die gleichen Hürden überwinden mussten, so hatten die meisten Menschen es nicht leicht zu dieser Zeit. Magdans beschreibt in seiner Rezension, dass der Comic von Simon Schwarz nicht nur als typisches Merkmal der DDR fungiert, sondern auch als Individuelle Vergleichsoption dient. Dem kann man im vollem Umfang zustimmen.
Präkels, Manja: Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß. btb Verlag, München 2019. ISBN: 978-3-442-71786-6 Preis: 10,00€
•Jurybegründung vom Arbeitskreis Jugendliteratur (Lorin) Die Jurybegründung beginnt zunächst mit einer kurzen Übersicht des Buches und dessen Themen. Die Jury beschreibt Präkels Buch als faszinierend, autobiografisch und spricht von einer dokumentarischen Genauigkeit vom Aufwachsen in der DDR. Zudem lobt die Jury die authentische Schilderung der Alltagskultur in der DDR und führt dies am Beispiel von Minis Familie vor. All dies gelingt Präkels laut der Jury mit einer mal sachlichen, mal poetischen Sprache. Den Lesern wird also anschaulich vor Augen geführt wie die zunehmende Beklemmung und Angst angesichts rechter Gewaltsexzesse in der Wendezeit war. Die Darstellung der DDR macht in der Jurybegründung etwa die Hälfte aus. (preisträger 2018)
• Rezension des Borromäusvereins – Lotte Schüler (Ecem) Lotte Schülers Rezension beginnt mit einer kurzen Wiederhabe des Inhalts. Sie schreibt von den feinen Beobachtungen der Protagonistin, die ihre eigene Entwicklung und die ihrer Freunde, von denen einer sich später Hitler nennt, beschreibt. Das Buch bezeichnet Schüler als besonders, da es die Versäumnisse aller aufdeckt und in einer Sprache schreibt, welche spröde erscheint, jedoch zu den Bewohnern der Orte passt. Die Beschreibung und Darstellung der DDR macht in dieser Rezension den größten Teil aus.
Der Jurybegründung kann in vollem Umfang zugesprochen werden. Das ganze Buch ist in einem verständlichen Schreibstil geschrieben, sodass sie der Kategorie „Kinder- und Jugendliteratur“ wirklich zugeordnet werden kann. Mimi beschreibt ihre Familie in dem Buch sehr authentisch die auf folgende Passage zurückgeführt werden kann: „Wir wohnten >>alle uffnander<<, wie Otto Brunk, der Kneipier, bei jeder Gelegenheit bemerkte.“ Die ganze Familie lebte wie in dem Buch beschrieben wirklich beieinander und führte ein ganz einfaches Leben.
Zur Rezension
Der Rezension kann zugestimmt werden, denn der zentrale Aspekt des Buches betrifft die Entwicklung von Mimi und ihren Freunden, die einerseits rechtsradikal werden und anderseits nichts mit alldem zu tun haben möchten. Die „friedliche“ Seite möchte lediglich ihre Jugend ausleben und nichts von all dem wissen. Die Entwicklung beginnt recht friedlich, vor allem die Freundschaft die Mimi und Oliver anfangs hatten bestätigen dies. „Die rauchte er dann in der Verborgenheit eines alten Kohlenkellers, während ich draußen Schmiere stand, um zu verhindern, dass der Vater davon Wind bekamm.“ Hierbei wird von einer typischen Jugend zwischen Mimi und Oliver erzählt.
Voorhoeve, Anne C.: Lilly unter den Linden. Ravensburger Verlag, Ravensburg 2004. ISBN: 978-3-473-58228-0 Preis: 7,99€
• Jurybegründung vom Arbeitskreis Jugendliteratur (Lorin) Die Jurybewertung gibt hauptsächlich den Aufbau sowie den Inhalt des Buches wieder. Lilly möchte zurück in die DDR um ihrer Tante näher zu sein und den Schmerz über ihre Mutter vergessen. Die Jurybegründung erfolgt hauptsächlich nur über die tiefen Gefühle von Lilly und davon, wie liebevoll, rührend und mitfühlend das Bucht aufgebaut ist. Die DDR hat in diesem Fall nichts mit der Begründung zu tun. Es geht viel mehr darum, dass Lilly in die DDR zurückkehrt, um eine Familie zu haben.
• Rezension aus Jugendbuchtipps.de – Ulf Cronenberg, 15. Mai 2008. (Ecem) Die Bewertung beginnt mit einer Anerkennung über die Darstellung der DDR in dem Buch. Das Buch sei eines der wenigen Bücher, das die Unterschiede der beiden Lebensweisen in der DDR und in der BRD veranschaulicht. Der Kommentar zu der zurückhaltenden und wenig aufdringlichen Schreibweise des Buches wird darauf bezogen, dass es nur so dem Thema angemessen sei. Es wird als Stärke des Buches bezeichnet, dass wenig über die Politik geschrieben wird, sondern vielmehr dem Leser etwas über das Leben in der DDR vermittelt wird, welcher dann die Unterschiede zum Leben in der BRD erfahren kann. Auch rückt das Buch mit den vielen Informationen über die Stasi, die Warenknappheit der DDR etc. in ein gutes Licht. Neben einer kleinen Kritik zur Schreibweise des Endes, besteht diese Rezension hauptsächlich aus einer Bewertung der Darstellung der DDR.
• Bewertung der Einschätzungen (Ecem) Zur Jurybegründung
Der Jurybegründung kann vollkommen zugestimmt werden. An vielen Textpassagen lassen sich die Gefühle Lillys und ihr starker Wunsch, in die DDR zu fliehen, um eine Familie zu haben, nachempfinden. „ ‚Sie lassen meine Familie nicht raus‘, setzte ich ihr auseinander, ‚also muss ich rein. Ich will zu Lena, ob sie in der DDR oder in Honululu oder sonst wo ist.‘“
„ ‚Besser zusammen in der DDR als alleine hier.‘“ (S. 116-117)
Zur Rezension
Die Rezension zum Buch ist sehr zutreffend. Der Leser kann tatsächlich viel über die Lebensweisen in der DDR und in der BRD erfahren, ohne dass (zu) viel auf die Politik eingegangen wird.
„Vor dem kleinen Konsum-Geschäft in unserer Straße standen die Leute Schlange. ‚Willkommen im sozialistischen Wartekollektiv‘, flüsterte Lena mir vergnügt zu und packte ihren Beutel aus. Es war ein kleiner Perlonbeutel, den sie immer mit sich trug für den Fall, dass es irgendwo Mangelware zu kaufen gab. ‚Fallsbeutel‘ nannte sie das im Scherz, und zur ‚Mangelware‘ zählten für mich so unexotische Dinge wie Südfrüchte oder Gewürzgurken.“ (S. 224)
• Jurybegründung vom Arbeitskreis Jugendliteratur (Lorin) Die Jurybegründung gibt hauptsächlich den Inhalt des Buches wieder. Neben einer Bewertung des Schreibstils, spricht die Jury von einer intensiven Schilderung eines Zusammenspiels von Kälte, Dunkelheit und Orientierungsschwierigkeiten. Da Linke selbst auch Leistungsschwimmerin war, genau wie ihre Protagonisten, lobt die Jury die glaubwürdige Schilderung der körperlichen Beschwerden während der Flucht. Der Leser kann, so die Jury, Krämpfe, Luftknappheit, Hunger und Müdigkeit beinahe nachempfinden. Die Darstellung der DDR bzw. in diesem Fall der Flucht spielt jedoch in der Bewertung nur eine geringe Rolle
• Rezension aus Jugendbuchtipps.de – Ulf Cronenberg, 7. Mai 2015 (Ecem) Cronenberg beginnt seine Bewertung mit Informationen über den Aufbau des Buches und den Zeitsprüngen darin. Er betont, dass jedes zweite Kapitel davon handelt, wie die beiden Protagonisten sich bei der Flucht aus der DDR fühlen. Die Wiederholungen in diesen Kapiteln sind Grund dafür, wieso Cronenberg diese Kapitel als etwas eintönig und in die Länge gezogen beschreibt. Obwohl genau diese Monotonie für den wahren Ablauf der Flucht stehen könnten und eben dies widerspiegeln könnte, hätte sich Cronenberg einen etwas lockereren Aufbau gewünscht.
Einen wichtigen Teil der Rezension macht sein Lob über die Genauigkeit und die Details von Dorit Linkes Beschreibungen über den Alltag oder die Bestrafungen in der DDR aus. Den Grund dafür vermutet er darin, dass Linke selbst in den 80er Jahren in Rostock aufgewachsen ist, genau wie Ihre Protagonisten. Auch dass Linke selbst Leistungsschwimmerin war und eine Art „nachträglichen Augenzeugenbericht“ schreibt, lässt das Buch laut Cronenberg punkten. Die Darstellung der DDR spielt hier für die Rezension also eine enorm wichtige Rolle.
• Bewertung der Einschätzungen (Ecem) Zur Jurybegründung
Wie auch in der Jurybegründung gesagt wird, sind die Schilderungen der körperlichen Schmerzen während der Flucht sehr detailliert und glaubwürdig geschildert worden. Der Leser kann tatsächlich die Dunkelheit, die Kälte und die Orientierungslosigkeit der Protagonisten spüren und darüber hinaus beinahe gemeinsam mit ihnen unter dem Hunger und der Luftknappheit leiden.
„Beim Training ist es einfach, man zählt die Bahnen. Achtzig, hundert, hundertzwanzigBahnen. Viertausend, fünftausend, sechstausend Meter. Die letzten Male bin ich mindestens hundertfünfzig Bahnen geschwommen: siebentausendfünfhundert Meter.
Hier draußen ist alles anders, viel anstrengender. Keine Pausen, kein Beckenrand.
Nur Strömungen, Wind und Wellen. Und Wasser, das mir in den Schnorchel läuft.
Habe Schmerzen in der rechten Wade, ein Krampf naht. Und ich kann nichts machen. Wenn ich das rechte Bein schone und mehr mit dem linken schwimme, kommen wir vom Weg ab, müssen den Kurs korrigieren.“ (S. 57) „Seit diesem Tag weiß ich, wie schlimm Krämpfe im Wasser sind, wenn man sich nicht am Beckenrand festhalten kann, im kalten Wasser bleiben muss, keine Pause machen darf.
Musste mich vor Anstrengung übergeben, ekelhaft. Und der Badeanzug scheuerte mir den Hals auf.“ (S.58)
„Das Wasser wird immer kälter. Kann meine Zehen kaum fühlen, sie sind taub.
Die Handschuhe stören beim Schwimmen, wärmen außerdem nicht, sind mittlerweile sinnlos.“ (S. 61)
Zur Rezension
Wie auch in der Rezension steht, handelt beinahe jedes zweite Kapitel von der Flucht, welche sich größtenteils im Meer abspielt. Jedoch wirken diese Kapitel trotz einiger immer wiederkehrender Merkmale wie die Beschreibungen von Schmerzen oder Hunger, nicht eintönig oder monoton. Grund dafür sind die verschiedenen Ereignisse, die immer wieder passieren:
„Ich will gerade weiterschwimmen, da ruft Andreas: ‚siehst du das Licht?‘ Ich schaue über die Wellen. ‚Wo?‘
‚Dort hinten!‘
Tatsächlich. Ein Licht, im Norden, es blinkt rhythmisch. ‚Was ist das?‘
Es kann doch kein Suchscheinwerfer mehr sein, wir sind viel zu weit draußen.
‚Ein Leuchtturm vielleicht?‘ Er muss sich irren. Noch kein Land, nicht so schnell. Und wenn, dann ist es das falsche Land.
‚Ein Boot. Es muss ein Boot sein.‘
Ja, da ist der Bug! Wird größer, kommt auf uns zu. Ich höre auf zu schwimmen, starre dem Boot entgegen, warte auf das Fahrgeräusch, eine Sekunde, zwei Sekunden. Nichts passiert.“ (S.134)
„Das Segel kommt auf uns zu. Es ist eine größere Jacht, sie leuchtet hell im Sonnenlicht. Plötzlich sieht die Ostsee ganz anders aus, nicht mehr so bedrohlich, nicht mehr so endlos weit. […]
‚Der hat uns gesehen!‘ Andreas winkt weiter, und auch ich ziehe mich hoch, blicke der Jacht entgegen. Mit den Flossen stoße ich gegen das Metall der Tonne. Am Steuerrad steht jemand. […] Die Jacht fährt mit gestrafftem Segel an uns vorbei, ohne die Geschwindigkeit zu reduzieren.“ (S. 156-157)
Durch diese Ereignisse bleibt es bis zum Ende spannend, ob den beiden die Flucht gelingen wird, oder nicht.
Der Rezension muss jedoch darin zugestimmt werden, dass die Beschreibungen über das Alltagsleben in der DDR sehr genau und gelungen sind. Das Buch kann dem Leser dadurch nicht nur Wissen über den Alltag vermitteln, sondern ihn gewisse Situationen tatsächlich nachempfinden bzw. miterleben lassen:
„Im Tunnel kam mir Andreas entgegen. Schon von Weitem sah ich, dass es zu spät war.
‚Hau bloß ab‘, schrie er.
Ich lief im Abstand von einem Meter hinter ihm her.
‚Verschwinde!‘
Seine Stimme hallte laut durch den Tunnel. Einige Werftarbeiter drehten sich um.
‚Ich kann doch nichts dafür. Er hat die Resolution auch in der Penne aufgehängt. Ich darf vorerst nicht mehr hin!‘
‚Vorerst ist gut!‘ Andreas blieb stehen und starrte mich finster an. ‚Ich bin gleich gefeuert worden. Nichts mehr mit Lehre, nichts mehr mit Informatikstudium danach. Alles aus.‘“ (S.255-256)
Budde, Nadia: Such dir was aus, aber beeil dich! Kindsein in zehn Kapiteln. 4. Aufl. Fischer Tschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2010. ISBN: 978-3-596-80832-8 Preis: 12,95€
• Jurybegründung vom Arbeitskreis Jugendliteratur (Lorin) Die Jury lobt die Art und Weise wie Nadia Budde ihren Roman „Such dir was aus, aber beeil dich“ dargestellt hat. Sie bewertet ihren Roman sehr sinnlich und hebt vor allem das Positive daraus, dass die Leser sich an den richtigen Punkten durch Leerstellen ihre eigene Deutung schaffen können, wie es in anderen Romanen nicht üblich ist. Die Jury hebt vor allem vor, dass es in dem Roman nicht nur um biographische Kindheitserzählungen geht, sondern um die eigene Kindheit in der DDR der 1960er und 1970er Jahre und eine Reflexion dessen was Kindheit eigentlich ist. Laut der Jury geht es um das eigentliche Kind sein und darum welche Wahrnehmungen und welches typische Verhalten ein Kind hat. Der Bezug zu der DDR spielt bei der Jurybewertung nur eine kleine Rolle.
• Rezension von Jugendbuchtipps.de – Ulf Cronenberg, 22. Mai 2009. (Ecem) Die Rezension beginnt mit einer Spekulation über den Geburtsort der Autorin, Nadia Budde. Der Fischerverlag gibt an, dass sie in Berlin geboren wurde, woraufhin Cronenberg spekuliert, es müsse sich dabei um Ostberlin handeln, da viele Episoden des Buches ein Leben in der DDR thematisieren. Cronenberg lobt an Nadia Buddes Buch, dass sie die Wirklichkeit der DDR, welche in der Regel sehr ernst zu nehmen sei, mit seinen Worten „auf die Schippe nimmt“ und sich einen Scherz aus ihnen erlaubt. Dass Budde dabei ironisiert und dabei sogar sarkastisch und teilweise zynisch schreibt, ohne dabei den liebevollen Blick auf die Kindheit in der DDR zu verlieren, macht einen wichtigen Teil seiner Bewertung aus. Dennoch spielt die Zusammenarbeit zwischen Text und Bild, sowie das Spiel mit der Sprache sowie eine Beurteilung des Covers eine wichtige Rolle in Cronenbergs Rezension. Zusammengefasst macht die Darstellung bzw. der Bezug zur DDR ungefähr die Hälfte der Einschätzung zum Buch aus.
• Bewertung der Einschätzungen (Ecem) Zur Jurybegründung
Der Jurybegründung ist sehr gelungen und spricht wichtige Punkte des Buches an. Durch wichtige Leerstellen wird Raum dazu geschaffen, dass sich der/die Leser/in eigenständige Gedanken machen kann. Beispielsweise folgen im Kapitel Stadttod und Landtod am Ende zwei Seiten ohne Schrift, bloß mit Bildern. Hier ist eine Deutung der Leser/innen notwendig, um zu wissen, wie die Geschichte bzw. das Kapitel ausgeht.
Auch ist die Erzählung der Kindheit keine biographische, sondern eine Erzählung über das allgemeine Kindsein in der DDR. Eine ganze Doppelseite besteht aus Beschreibungen des Kindseins: „Kindsein war: hinfallen, im Tunnel schreien, ins Badewasser pinkeln, Läuse haben […].“ Die typischen Wahrnehmungen und typisches Verhalten von Kindern wird, wie auch in der Jurybegründung steht, lobenswert dargestellt.
Zur Rezension
Nadia Budde beschreibt ernste politische Themen, mit einem sarkastischen Ton und erlaubt sich einen Spaß aus ihnen. Auch lässt sie dabei nicht die Kindheit aus dem Auge und bringt die beiden Bereiche Politik und Kindheit ironisch zusammen. „In der Mitte wohnte Frau Lange, die Hausvertrauensfrau mit dem Hausbuch*, und der Hausmeister, der manchmal im Fahrstuhl pupste. *Im Hausbuch waren alle Mieter verzeichnet. Bekam man Westbesuch, musste dieser ins Hausbuch eingetragen werden. Oft wusste die für das Hausbuch zuständige Person schon vor dem Eintrag, wer zu Besuch kam.
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